: Offener Brief an Junge Union Potsdam (Auszug)
Massenweise „verzieren“ in Potsdam Junge-Union-Plakate, auf denen Marx die Proletarier aller Länder um Verzeihung bittet, die Wände. Es ist zu befürchten, daß die Verfasser sich gar nicht bewußt sind, was sie da schrieben. Man kann nur hoffen, daß sie lediglich dem (verständlichen) Drange nach Originalität aufgesessen sind und nicht Schlimmerem. Was soll dieses Plakat? Marx ist zu lange tot, um für das herhalten zu müssen, was seine Verflacher in diesem Lande angerichtet haben. Gemeint ist wohl seine Lehre. Soll der Marxismus sich entschuldigen, habt Ihr das gemeint? Kann eine große Idee, die Gerechtigkeit für alle erstrebt, wirklich schuldig sein?
Wäre auf dem Plakat gefordert worden, die SED habe sich zu entschuldigen und diese Schuld abzuarbeiten, so würden wir zustimmen. Schuld an der jetzigen Situation in unserem Teil Deutschlands hat vor allem die alte SED-Führung. Schuld haben aber auch alle ehemaligen Mitglieder dieser Partei, weil sie nicht genügend Kraft zum Aufbegehren fanden. Dafür hat die SED/PDS um Verzeihung gebeten. Deshalb haben wir uns zu einer „Arbeitsgemeinschaft Junger Genossinnen in der PDS“ zusammengefunden. Wir verstehen den, dem es jetzt schwerfällt, unsere ausgestreckte Hand zu ergreifen. Jedoch, statt gegenseitig auf unseren Visionen herumzuhacken, sollten wir gemeinsam handeln, da, wo dies möglich ist.
Potsdamer AG Junger GenossInnen in der PDS
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