Off-Kino : Filme aus dem Artchiv – frisch gesichtet
Einem neuen Lebensabschnitt ihrer Protagonistinnen wendet sich die koreanische Regisseurin Jeong Jae-eung in „Goyangirul Butakhae – Take Care of My Cat“ zu: Das Schulleben ist für die fünf Freundinnen aus der Hafenstadt Incheon (in der Nähe Seouls) vorbei, doch was kommt nun? Trotz der Bemühungen einer der jungen Frauen, die zuvor unzertrennliche Clique zusammenzuhalten, geht jede ihre eigenen Wege. Die verschiedenen Charaktere mit ihren Ambitionen werden nun ebenso deutlich wie die sozialen Unterschiede der Mädchen. Der Zusammenhalt durch die sich ständig erneuernde gemeinsame Erfahrung fehlt jetzt, die Größe und die Anonymität der Großstadt tun ihr Übriges – die Freundschaften zerbrechen, da helfen auch die dauernd klingelnden Mobiltelefone nichts, eher im Gegenteil. Eine sensible, melancholische Studie über das Erwachsenwerden und die Suche nach dem richtigen Platz im Leben. Der Film ist im Arsenal im Rahmen der Korea-Filmreihe zu sehen.
Als Orson Welles seinen berühmten Debütfilm „Citizen Kane“ (1941) für das Studio RKO drehte, besaß er den vermutlich besten Vertrag, den je ein Schauspieler oder Regisseur in Hollywood sein Eigen nannte. Denn im Grunde hatte das „Wunderkind“ des Theaters und des Radios freie Hand: Sobald das Drehbuch vom Studio abgesegnet worden war, konnte er machen, was er wollte. Niemand hatte das Recht, Muster anzusehen und Änderungen zu verlangen; Welles brauchte dem Studio erst wieder mit dem fertigen Film unter die Augen treten. Ob man bei RKO damit allerdings wirklich glücklich wurde, mag bezweifelt werden: dass die intellektuellen Kritiker Welles’ düsteres psychologisches Porträt eines Zeitungsmagnaten für einen Geniestreich hielten, bescherte schließlich noch keine vollen Kassen. Und die blieben in der Tat leer: Das (vergleichsweise) komplizierte, in nicht chronologischen Rückblenden erzählte Puzzle mit quasi-expressionistischer Gestaltung, seinen Anleihen beim Stummfilm und den tiefenscharfen Einstellungen von Kameramann Gregg Toland war seinerzeit nicht nach dem Geschmack des Publikums. Ganz zu schweigen von dem Ärger, den Welles und RKO mit William Randolph Hearst bekamen, jenem Verleger, der erkennbar das Vorbild für den Bürger Charles Foster Kane abgegeben hatte.
Ein Kinderfilm aus Skandinavien, der anhand einer Geschichte aus dem Mittelalter verdeutlicht, wie man Vorurteile und Klassenunterschiede letztlich doch überwinden kann: In Peter Flinths „Das Auge des Adlers“ muss Königssohn Valdemar erst einmal von seinem hohen Ross herunterkommen, ehe er gemeinsam mit einem Küchenjungen eine Intrige vereiteln kann, die seinen Vater um Thron und Leben bringen soll. Als Gegner haben es die beiden Jungen mit einem überaus selbstsüchtigen Bischof und dem geheimnisvollen einäugigen Ritter mit seinem Adler zu tun. Spannende Abenteuer sind da garantiert.
LARS PENNING