Off-Kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Hommage an und Abgesang auf den klassischen Western gleichermaßen ist Sam Peckinpahs zweite Regiearbeit „Ride the High Country“ (Sacramento, 1962), mit der zwei der größten Stars des Genres, Joel McCrea und Randolph Scott, ihren Abschied vom Film nahmen. In Peckinpahs Westernstadt regeln bereits Polizisten den „Verkehr“, und tatsächlich wird Steve Judd (McCrea) bei seiner Ankunft beinahe vom Auto überfahren. Die Haare des ehemaligen Sheriffs sind so grau wie seine Hemden fadenscheinig, er braucht eine Brille und der Polizist nennt ihn „Väterchen“: Erfolg sieht wahrlich anders aus. Judds ehemaligem Kumpel Gil Westrum (Scott) geht es nicht viel besser: Er arbeitet als Pseudo-Buffalo-Bill an einem Jahrmarktsstand. Da kommt der Job mit der Bewachung eines Goldtransports für die abgerissenen Westmänner gerade richtig. Doch während Judd die neue Tätigkeit zum Aufpolieren seines Selbstwertgefühls benötigt, möchte Westrum das Gold gern in seine Taschen umleiten. Ein schöner und am Ende ein wenig trauriger Film über die Freundschaft und die verblassenden Mythen des Wilden Westens.
„Aussterben könnt ihr später spielen!“ Manchmal ist der Humor des Computeranimationsfilms „Ice Age“ so richtig erfrischend böse. Wer angesichts des Kinostarts von „Ice Age 2“ noch einmal nachvollziehen will, wie die Freundschaft zwischen Manny dem Mammut, Sid dem Faultier und Diego dem Säbelzahntiger zustande kam, sitzt im Babylon Mitte richtig: Angelehnt an die beliebte Hell’s Heroes/Three Godfathers-Story erzählen die Regisseure Chris Wedge und Carlos Saldanha von den drei prähistorischen Außenseitern, die so einige Klippen zu umschiffen haben, um ein Baby zu seiner Familie zurückzubringen. Dabei ähnelt die Beziehung zwischen Manny und Diego übrigens der zwischen Judd und Westrum in „Ride the High Country“. Allerdings haben jene bei ihren Abenteuern kein ewig plapperndes Faultier dabei.
Eigentlich passiert es eher selten, dass eine ethnografische Dokumentation so richtig Spaß macht. Eine Ausnahme ist da der britische Film „37 Uses for a Dead Sheep“, in dem Regisseur Ben Hopkins die Geschichte eines Kirgisenstammes aufrollt, der einst im Pamirgebirge lebte. Durch die Machtübernahme kommunistischer Regierungen in China, Russland und Afghanistan sahen sich die Kirgisen immer wieder genötigt zu fliehen – heute leben sie im Osten der Türkei, weit entfernt von ihrem geliebten Hochgebirge. Hopkins zeigt jedoch nicht nur, wie sich diese traditionell denkenden Menschen heute in einer globalisierten Umwelt zurechtfinden (müssen), er lässt sie auch – im Stile des Stummfilms – Szenen aus ihrer Geschichte nachspielen. Dabei spürt man deutlich das Vergnügen am Filmemachen, die Kameraderie zwischen der Filmcrew und den begeisterten Amateurdarstellern. Und die Szene, in der sich Hopkins von einem amüsierten alten Mann die 36 Verwendungsmöglichkeiten von Schafsprodukten erklären lässt, ist ein echtes Highlight. „37 Uses for a Dead Sheep“ läuft im Rahmen des Britspotting-Festivals. LARS PENNING