MIT DEM FLUCHTGELD AUF DU UND DU: Öleinnahmen privatisiert?
■ Saddam soll zehn Milliarden Dollar abgezockt haben
Washington/London/Bonn (afp) — Der irakische Staatspräsident Saddam Hussein und seine engsten Vertrauten haben in den vergangenen zehn Jahren nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CBS fünf Prozent der Öleinnahmen des Irak veruntreut, zwischen zehn und elf Milliarden Dollar. Ein großer Teil des Geldes sei im Ausland investiert worden, meldete der Sender unter Berufung auf den Chef einer New Yorker Privatdetektei, Jules Kroll. Dessen Unternehmen ermittelt derzeit im Auftrag der kuwaitischen Regierung. Nach Auskunft der Bundesregierung ist der irakische Diktator auch an deutschen Unternehmen beteiligt. Namen wurden nicht genannt.
Nach mehrmonatigen Untersuchungen habe er einige Zweige eines „komplexen und geheimen“ Netzes aufgedeckt, sagte Privatdetektiv Kroll. Er erwähnte dabei die „Montana Management“, eine Holdingfirma in Panama mit einem Büro in Genf. Bei Verträgen bestimmter japanischer Unternehmen mit dem Irak seien Provisionen von 2,5 Prozent des Vertragsumfangs auf ein Spezialkonto Saddams geflossen. Die Informationen des Detektivs kämen von ausgewiesenen Irakern, aus internationalen Geheimdienstkreisen, aber auch aus privaten Datenbanken.
Unterdessen berichtete die Londoner 'Financial Times‘, Saddam habe heimlich Anteile an europäischen und US-Unternehmen in einer Gesamthöhe von umgerechnet fast 1,7 Milliarden Mark erworben. Die Tageszeitung beruft sich ebenfalls auf Informationen von amerikanischen Privatdetektiven, die von der kuwaitischen Regierung nach dem 2. August engagiert worden waren, sowie auf den kuwaitischen Botschafter in Washington, Saud el Sabah.
Die irakischen Beteiligungen — darunter ein Anteil von 8,4 Prozent an der französischen Verlagsgruppe Hachette — seien unter dem Deckmantel von in anderen Ländern registrierten Holdings erworben worden. Sie seien von den UN- Sanktionen nicht erfaßt. Der Anteil an Hachette von 357 Millionen Francs (rund 105 Millionen Mark) sei über die „Montana Corporation“ in Panama gekauft worden.
Die privaten Ermittler hätten in der vergangenen Woche weiter erfahren, daß die Gelder für den Kauf des Hachette-Anteils von Mittelsmännern Saddams aus Bagdad gekommen seien. Ein informierter irakischer Regierungsvertreter habe erklärt, daß die Führung der Montana 1979 von Barsan el Takriti (siehe nebenstehenden Artikel) eingesetzt worden sei. Die 'Financial Times‘ berichtet auch über vom Irak kontrollierte Gesellschaften in den USA, die nicht an der Börse registriert seien und den Sanktionen so entkämen. Der kuwaitische Botschafter wolle jedoch versuchen, die Gelder blockieren zu lassen.
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