Ökostrom: Atomausstieg in zwei Minuten
Und weil der Umsteig auf saubere Energie ganz einfach ist, bleibt nur die Frage: Wer soll der neue Stromanbieter sein?
FREIBURG taz Der Wechsel des Stromanbieters dauert kaum zwei Minuten. Der Kunde muss nur seinem neuen Lieferanten eine Kopie seiner bisherigen Stromrechnung sowie seine Bankverbindung zukommen lassen - alles Weitere regelt dann der neue Anbieter. Er kündigt auch den Vertrag des Kunden mit dem bisherigen Versorger.
Technisch bringt der Umstieg keinerlei Veränderungen mit sich. Der Kunde hängt nach wie vor am selben Netz und verfügt damit über die gleiche Versorgungssicherheit wie alle anderen Kunden in der Nachbarschaft. Denn der Wechsel des Lieferanten findet nur virtuell statt. Rein physikalisch beziehen alle Kunden den Strom, der gerade im Netz fließt. Mit der Wahl des Anbieters entscheidet man lediglich darüber, wer an anderer Stelle des Netzes den Strom in der entsprechenden Menge einspeist - und damit auch, welche Art von Strom es ist.
Auch im Fall von Störungen hat der Kunde keinen Nachteil, wenn er seinen Anbieter gewechselt hat. Denn für den Unterhalt des Netzes ist allein der örtliche Netzbetreiber zuständig, unabhängig davon, wessen Strom durch seine Leitungen fließt. Diesen Service bekommt der Netzbetreiber von den Stromlieferanten vergütet, die für jede Kilowattstunde ein Durchleitungsentgelt bezahlen müssen.
Doch welchen Anbieter soll man nun wählen, wenn man sich für Ökostrom entschieden hat? Will man ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien beziehen, oder ist auch ein Anteil aus effizienten, aber fossil befeuerten Blockheizkraftwerken akzeptabel? Muss Ökostrom dezentral erzeugt werden, oder sind auch Großanlagen akzeptabel? Will man Strom von jemandem, der zugleich mit Atomstrom handelt, oder mit Atomfirmen verflochten ist?
Wer wechseln will, kommt also nicht umhin, sich den potenziellen Anbieter zum Beispiel im Internet direkt anzuschauen und seine ökologische Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Abstand nehmen sollte man von Ökostromangeboten der etablierten Stromwirtschaft. Sie sind zumeist teurer als die Offerten der reinen Ökostromfirmen. Außerdem würde man sich so die Möglichkeit nehmen, "Geldströme umzulenken" und tatsächlich die Energiewende zu unterstützen. Denn egal ob die Einnahmen von Vattenfall und Co von mit Ökostrom oder konventionell belieferten Kunden stammen: Das Geld fließt auch in den Betrieb von Atommeilern und den Neubau von Kohlekraftwerken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!