: Ökonomen für Arbeitszeitverkürzungen
Bonn (dpa/vwd) — Eine rasche weitere Senkung der Arbeitszeiten in den neuen Bundesländern „bis mindestens auf das westdeutsche Niveau“ hat die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik in ihrem traditionellen Jahresbericht gefordert. Die der SPD und den Grünen nahestehenden Professoren Jörg Huffschmid, Rudolf Nickel, Herbert Schui und die Ost-Berliner Wirtschaftswissenschaftlerin Ursula Schröter schlugen gestern darüber hinaus Lohnsubventionen für Treuhand-Betriebe und ostdeutsche Privatfirmen vor. Die Treuhand sollte zudem in eine Industrie-Holding umgewandelt werden. „Armut und Massenarbeitslosigkeit“ seien durch die Politik der Bundesregierung zu einer „Dauerperspektive“ für die Menschen in Ostdeutschland geworden, sagte Huffschmid. Ihr Effektiveinkommen liege meist nur bei 40 Prozent des Westniveaus, das sei nahe am Sozialhilfesatz. Da viele Betriebe angesichts mangelnder Umsatzerlöse aber nicht mehr zahlen könnten, müsse der Staat mit Lohnsubventionen einspringen. Die Kosten der Einheit könnten nicht einfach auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden, wie auch die Streiks zeigten. Eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit von 40 auf 38 Stunden würde nach Angaben der Wissenschaftler im Osten 170.000 Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Die Arbeitsgruppe erneuerte auch ihre letztjährige Forderung nach einem „Zukunftsprogramm deutsche Integration“ mit 120 Milliarden Mark jährlich. Es soll unter anderem durch Kürzungen im Rüstungsetat und eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende finanziert werden.
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