Öko-Aktivist Sweeney über Uranabbau: "Der Castor beginnt in Australien"
Für den australischen Umweltschützer Dave Sweeney ist der Abbau von Uran das größte Problem. Längere AKW-Laufzeiten liessen nur die heimische Uranindustrie boomen, sagt er.
taz: Herr Sweeney, strahlender Müll, Sicherheitsrisiken - für Sie sind das nicht die wichtigsten Argumente gegen längere Reaktorlaufzeiten? Warum nicht?
Dave Sweeney: Für die Atomkraftwerke brauchen Sie einen Brennstoff - Uran. Mit viel Aufwand werden mittlerweile selbst magere Vorkommen ausgebeutet. Der Abbau des strahlenden Rohstoffs verursacht aber ernste Umweltprobleme.
Zum Beispiel?
Dave Sweeney 48, ist Uranexperte der australischen Umweltorganisation Australian Conservation Foundation. Momentan reist er durch Europa, um mit Politikern und NGO-Vertretern zu diskutieren.
Vor allem die Sicherung der strahlenden Schutthalden und Schlämme, die beim Uranabbau zurückbleiben, sowie der gewaltige Wasser- und Energieverbrauch der Minen sind ungelöste Probleme. Die Umgebung wird verseucht, auffällig viele Arbeiter und Anwohner der Minen leiden an Atemwegserkrankungen. Ich möchte, dass das in Deutschland auch bedacht wird. Man könnte sagen: Der Castor beginnt hier bei uns in Australien. Australien verfügt über rund 40 Prozent der Reserven des Atombrennstoffs Uran.
Spielt es für die weltweiten Ausbaupläne der Uranindustrie tatsächlich eine Rolle, ob in Deutschland 17 Kraftwerke ein paar Jahre länger laufen?
Es hat eine Signalwirkung. Alle Atomländer weiten momentan ihr Atomprogramm aus. US-Präsident Obama verspricht Kreditgarantien für neue Atomkraftwerke und auch China kündigt Neubauten an. Die Uranindustrie nimmt das zum Anlass, um neue Minen zu planen.
Moment, die weltweite Anzahl der Atomreaktoren sinkt seit Jahren.
Das stimmt. Aber für die Uranindustrie ist die Wahrnehmung entscheidend. Dass immer weniger Uran aus alten Atomwaffen gewonnen wird, heizt den Boom zusätzlich an.
In Australien werden verschiedene Bodenschätze gefördert. Wo ist das Problem mit dem Uran?
Uran ist kein Rohstoff wie jeder andere. Mit ihm können Atomwaffen hergestellt werden. Und schon beim Abbau bleibt hochgiftiger Müll zurück, der für Jahrhunderte gefährlich ist.
Was kann die deutsche Politik tun?
Die Behörden könnten von den Atomunternehmen verlangen, dass sie nachweisen, woher ihr Uran kommt und dass dort keine Menschen darunter leiden.
Ist Uranabbau ohne Menschenrechtsverletzungen überhaupt möglich?
Ich glaube das nicht. Aber schon ein bisschen Druck kann bewirken, dass sich die Lebensbedingungen in den Abbaugebieten ein klein wenig verbessern. Das Beste, was Deutschland in diesem Zusammenhang machen kann, ist, aus der Atomenergie auszusteigen.
Für die Uranmine Jabiluka im Norden Australiens wurde durch Proteste vor rund zehn Jahren ein Abbaustopp erreicht. Wie ist das gelungen?
Die Kampagne bestand aus mehreren Teilen. Tausende Aktivisten haben vor Ort den möglichen Standort der Mine monatelang blockiert. Die West Pac Bank hat sich nach Protesten aus der Finanzierung des Urangeschäfts zurückgezogen, sie hatte Sorge um ihr Ansehen.
Ist das auch heute möglich?
Es ist schwierig in einem so großen Land wie Australien mit relativ wenig Einwohnern. Hinzu kommt, dass heute viel mehr Projekte in Planung sind. Wenn es nicht ein konkretes Ziel, eine Mine gibt, dann ist das natürlich eine Herausforderung für den Protest.
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