ÖSTERREICHER IN BERLIN : Allet so billig
Es ist Samstagnachmittag. Ich sitze bei einer Tasse Café in meinem Stammlokal. An der Theke stehen vier junge österreichische Touristen und trinken Bier. Der Barmann fragt sie: Und, wie ist et in Berlin? Unisono antworten sie, dass sie Berlin, weil es so unglaublich billig ist, ganz toll finden. Bei uns daheim in Innsbruck, sagen sie, ist alles doppelt so teuer, und über die Preise hier können sie nur lachen, und überhaupt würden sie sich wegen der billigen Preise jetzt überlegen, vielleicht nach Berlin zu ziehen. Der Barmann, ein Ostberliner Urgestein, der immerhin sechs Euro pro Stunde verdient, brummt irgendeine unverständliche Nettigkeit vor sich hin.
Während die vier österreichischen Touristen dämlich vor sich hin grinsen, ermahne ich mich zum Humor. Ja, denke ich, die Hauptattraktion an Berlin ist seine Billigkeit. Das billige Bier, die billigen Restaurants, der Eintritt für den Club, die Schrippen, die Mieten, alles super billig hier. Berlin, mon amour, denke ich, du billigste aller billigsten Huren. Hurra, toll, fantastisch, dass ich in und mit dir leben und atmen darf.
Ein Stammgast fragt, wie die Hertha gespielt hat. Ein anderer Gast antwortet: 1:2 daheim gegen den HSV verloren. Der Stammgast sagt: Scheiß Hertha. Det mit dem Skibbe war ja wohl nix. Nächstes Jahr spielen se wieder in der zweiten Liga.
Etwas später zahlen die Österreicher. Der Barmann fragt: Und, wo jeht es heute Abend noch hin? Zu einem Konzert in die Arena nach Treptow, sagen die Österreicher. Oh, sagt der Barmann mit lautstarker Stimme, in Treptov is et wunderschön, und billig is et da, allet janz billig. Und ein paar andere Stammgäste stimmen in das Loblied auf Treptov mit ein: Treptov is ne Reise wert. Und uff der Eichenallee in Treptov jibt es janz exquisite Cafes und Clubs. Viel Spaß in Treptov. Amüsiert euch jut in Treptov! Ja, tschüüüss. Macht et jut. Suupi. Auf Wiedersehen. ALEM GRABOVAC