ÖL MUSS TEUER SEIN. DAS MÜSSEN AUCH JEEP-FAHRER LERNEN : Wirbelsturm ohne Ende
Der Wirbelsturm „Rita“ rast auf die texanische Küste zu – und die Gewinner stehen schon fest. Es sind die Spekulanten, Ölkonzerne und Förderländer, die von den steigenden Ölpreisen profitieren. Zahlen müssen die Konsumenten. Aber sie tun es anscheinend gern, denn noch wird weiter Energie verprasst. Bisher haben die Höchstpreise für Benzin nicht bewirkt, dass Stadt-Machos erkennen würden, dass sie keine Jäger sind und deswegen auch keinen schweren Jeep benötigen, um zum Supermarkt zu dröhnen und dort ein eingeschweißtes Steak zu erlegen.
Diese Rambo-Imitatoren illustrieren einmal wieder: Der Homo oeconomicus existiert nicht, Preise steuern nicht die Nachfrage, und Marktteilnehmer agieren irrational. Es wird Zeit für eine paradoxe Intervention des Staates. Auch er muss zum Spekulanten werden – und teures Öl durch Extrasteuern weiter verteuern.
Klingt unplausibel? Aber nicht doch. Die Bürger müssen sich entscheiden, wer ihr Geld bekommen soll – ob die Ölkonzerne und Förderländer oder aber gleich der eigene Staat. Die Überlegung ist schlicht: Die Ölreserven sind endlich, doch der Bedarf steigt weiter, vor allem in Indien und China. Also werden die Preise demnächst selbst dann explodieren, wenn die Hurrikan-Saison vorbei ist. Dieser Dauer-Wirbelsturm am Ölmarkt lässt sich nur verhindern, wenn die Nachfrage ab sofort noch rasanter schrumpft als das Angebot. Die Fahrt zum Plastiksteak im Supermarkt muss so teuer werden, dass selbst Geländewagenfahrern schwindelt.
Das werden die Stadt-Jäger nicht sofort einsehen. Noch fallen sie auf jede Benzinwut-Kampagne rein: Wenn der Ölpreis steigt, dann soll die Ökosteuer sinken. Sie würden sich ins eigene Steak schneiden. Munter würden sie das Benzin verprassen und damit provozieren, dass die Ölkonzerne das knappe Gut verteuern können. Was früher Steuern waren, ist nun Zusatzgewinn für die großen Ölfirmen. Kein gutes Geschäft – das sollte selbst ein Hobby-Rambo einsehen.
ULRIKE HERRMANN