Bürger präsentiert Hans-Henny-Jahnn-Biographie : Obskur und unbegriffen
Seine Vita birgt Facetten, die sich nicht zu einer Einheit pressen lassen, und die Vokabel „obskur“ trifft nur marginal, was das Phänomen Hans Henny Jahnn (1894–1959) ausmacht: Konstant unverstanden ist das Werk des in Stellingen geborenen Dramen- und Romanautors, für dessen Biographie Der gestrandete Wal Jan Bürger erhebliche Recherche aufgeboten hat. Von naturmystisch-religiösen Visonen geprägt sind seine Werke; wie weit seine Codes verständlich waren, bleibt vage. Die Glaubensgemeinde Ugrino hatte Jahnn 1932 gegründet, propagierte in seinen politischen Reden den Pazifismus und warnte 1950 – nachdem er in Hamburg die erste „Freie Akademie der Künste“ gegründet hatte – ausdrücklich vor Atomwaffen. Dass er daneben Dramen wie Die Spur des dunklen Engels schrieb, macht die Gestalt Jahnns, der 1933 über die Schweiz nach Bornholm floh, nicht transparenter. Was bleibt, sind evokative, teils manierierte Texte – ein Faszinosum, das hermetisch bleibt. PS
Präsentation von „Der gestrandete Wal“: Di, 24.2., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38