■ DIE ANDEREN: Obcansky denik
Der Traum von Stabilität
Noch lange werden sich Fachleute mit der Analyse der österreichischen Wahlen befassen, besonders mit dem Mißerfolg der ÖVP. Bemerkenswert ist aber eher die Tatsache, daß schon zwei Jahrzehnte die SPÖ den Kanzler stellt. Die Erklärung, daß das Kanzleramt für die Sozialisten einen Vorteil bedeutete, hinkt, denn der Glanz des Kanzleramtes hat auch Schattenseiten, da jede Schwierigkeit und jeder Mißerfolg ihm angerechnet werden. [...] Wir in Prag hatten vier Jahrzehnte eine sehr homogene Regierung, aber von einer stabilen Regierung konnte keine Rede sein, weil es sich um eine künstliche Stabilität der Diktatur handelte. [...] In einer Zeit, in der sich eine neue Demokratie erst bildet, ist Stabilität, wie sie Österreich aufweist und in den letzten Wahlen wieder unter Beweis gestellt hat, nur ein Traum.
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