■ Oase oder Ghetto?: Je höher das Haus, desto besser die Sicht
Christopher Müller, 23 Jahre, Sandstrahler
Ich bin hier aufgewachsen, und es war eigentlich ganz gut. Man konnte unheimlich viel unternehmen. Die Hochhäuser waren für mich nie ein Problem, im Gegenteil. Die Aussicht ist echt toll. Nur für kleinere Kinder wird hier immer noch nicht genug getan. Meine würde ich hier auf keinen Fall aufwachsen lassen wollen. Ich hätte Angst, sie hier auf der Straße spielen zu lassen.
Hannelore Slopianka, 48 J., Küchenwirtschafterin
Ich bin vor zwanzig Jahren aus einem kleinen Dorf zu meinem Mann hierher gezogen. Mir hat es von Anfang an sehr gut gefallen, ich war immer schon für die Stadt. Die Wohnungen sind sehr schön geschnitten. Das ganze Gebiet hat sich sehr gut entwickelt, und genug Grün gibt es auch. Ich kenne nur zwei Nachbarn in meinem Haus, aber ist besser als auf dem Dorf, wo jeder über jeden tratscht.
Christian Fedler, 25 Jahre, Krankenpfleger
Es ist schon ein bißchen ghetto- mäßig hier, obwohl sich die Infrastruktur verbessert hat. Sonderlich schön finde ich die Häuser nicht. Außerdem hat man zu den Leuten eine Etage höher oft schon keinen Kontakt mehr. Ich wohne jetzt etwas außerhalb des Märkischen Viertels. Langfristig könnte ich mir vorstellen, in die Stadt zu ziehen. Abends ist hier tote Hose. Meine Stammkneipen sind im Wedding.
Jessica Hechtfischer, 15 Jahre, Schülerin
Der Ku'damm ist schon ziemlich weit weg. Als wir Ende Januar aus Tiergarten hierhergezogen sind, fand ich das nicht gut. Aber wir haben nur hier eine größere Wohnung gefunden. Die Hochhäuser sind noch ungewohnt für mich. Hier gibt es aber viel mehr Grün als bei unserer alten Wohnung in der Lützowstraße. Dort war total die Drogenszene, das hat mich sehr gestört. Hier ist es besser.
Wolfgang Henke, 57 Jahre, Müllmann
Ich wohne seit 1968 hier. Damals gab es nur ein Geschäft und wenig Bäume. Jetzt hat sich viel getan, das ist eine Oase. In die Innenstadt gehe ich selten. Ich schätze am Märkischen Viertel vor allem die Wohnqualität. Ich wohne gerne hier. Schade finde ich die Anonymität, die man hier hat. Kontakte, die über ein „Guten Tag“ hinausgehen, sind kaum möglich. Ich habe keine Freunde hier.
Martina Haufe, 24 Jahre, arbeitslos
Ich möchte nirgendwo anders wohnen. Es gibt alles. Geschäfte, ein Squash-Center, und es ist ruhig und sauber. Die Menschen sind toll, man kennt jeden. Meine Schwester ist gerade aus Neukölln hergezogen, wegen der Kinder. In fast jedem Hof ist ein Spielplatz. Selbst mit einer Altbauwohnung in Schöneberg könnte man mich nicht locken, ich bin den Komfort hier einfach gewöhnt.
Umfrage: Anne-Kathrin Schulz/ Fotos: Bente Geving
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen