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Archiv-Artikel

OSWALD METZGER SCHEITERT AN DER MUFFIGKEIT DER DEUTSCHEN PARTEIEN Schade ist es nicht um ihn

Nein, man muss Oswald Metzger wirklich nicht mögen. Gerne profilierte er sich auf Kosten von Sozialhilfeempfängern. Seine marktliberalen Thesen vertrat er als Botschafter der Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Sein Hang zur Selbstdarstellung sucht selbst unter Politikerkollegen seinesgleichen, den Abschied von den Grünen hat der Finanzexperte ebenso wie den Wechsel zur CDU daher nach allen Regeln der Kunst inszeniert. Und nun das: Ausgerechnet ein badischer Dorfbürgermeister schießt den Überflieger ab. Und verbaut Metzger den Weg zurück in den Bundestag.

Prompt kritisiert der, dass Opportunismus zur „Überlebensfrage für Berufspolitiker“ werde, dass es „Leute mit Ecken und Kanten im Politikbetrieb“ eben schwer haben. Schon klar, das hat was von beleidigter Leberwurst und ist zudem ein handfestes Selbstlob. Doch im Kern hat Metzger recht. Die Personalie steht für ein grundsätzliches Problem der deutschen Parteienlandschaft. Wer etwas werden will in CDU, SPD, Grünen und Co., muss dazugehören. Er oder sie muss sich schon im Ortsverband immer wieder arrangieren und darf allenfalls im Hinterzimmer Klartext reden. Die klassische Parteikarriere bringt nicht unbedingt die klügsten Köpfe hervor, sondern oft die mittelmäßigen. Die sich verbiegen, die andere nicht mit neuen Ideen provozieren, die, mit denen sich andere identifizieren können.

Es war also nicht Metzger, den die CDU-Basis hat zweifach durchfallen lassen. Zu dieser Entscheidung hätte man sie nur beglückwünschen können. Es war „der Typ von außen“, der ihnen missfiel. Jeder, der gegen die Kandidaten von Biberach und Überlingen angetreten wäre, hätte es sehr schwer gehabt. Ob nun die Berliner CDU den aus Hannover stammenden Frontmann Pflüger wegbeißt oder das entscheidende Kriterium für den SPD-Kanzlerkandidaten ist, dass er „auch Partei kann“ – die Abneigung der Parteien gegen Ungewohntes hat viele Symptome. Politik ohne Offenheit aber endet im Mief. Nicht umsonst verlangen die Parteien sie von den Bürgern. ULRICH SCHULTE