: OPEC beschließt erneut Öl–Förderkürzungen
■ Dollar bleibt vorerst noch Ölwährung / Irak verweigert Unterschrift / Kein Generalsekretär
Berlin (taz/dpa) - Die Organisation erdölexportierender Länder schwelgt wieder in Euphorie: „Das ist eine völlig neue OPEC“, erklärte der venezolanische Delegierte nach Abschluß der bemerkenswert kurzen Wiener OPEC– Konferenz unter Anspielung auf erfolglose OPEC–Zusammenkünfte in den vergangenen Jahren, die schließlich zum Zusammenbruch des Ölpreises geführt hatten. Erwartungsgemäß beschlossen die Öl–Minister, den im Dezember vereinbarten Richtpreis von 18 Dollar/Barrel (159 Liter) für die nächste Zeit festzuschreiben. Zwar unterlagen somit die „Falken“–Länder Algerien und Libyen, die Produktionskürzungen forderten, um den Richtpreis wieder auf vergangene Höhen von 28 Dollar hochzuschrauben. Andererseits konnten sie sich insofern durchsetzen, als sanfte Verringerungen der ölförderung gegenüber den ursprünglichen Plänen vereinbart wurden, damit die 18–Dollar–Marge auf den Weltmärkten auch tatsächlich gehalten werden kann. Nicht 18,3 Millionen Barrel sollen im vierten Quartal 1987 täglich durch die Pumpen der OPEC–Staaten fließen, sondern lediglich 16,6 Mio. Erneut weigerte sich der irakische Delegierte, das Abkommen zu unterschreiben, weil seinem Land nur rund die Hälfte der Förderquote zugewiesen wurde, die dem Kriegsgegner Iran gestattet ist. Der Irak hatte sich in der Vergangenheit nicht an die Abkommen gehalten und seine Förderung auf das Doppelte des Erlaubten festgesetzt. Auch scheiterte die Wahl eines Generalsekretärs des Staatenkartells am Golfkrieg: Turnusgemäß wäre Teheran dran, diesen Posten zu besetzen. Der Irak weigerte sich indes, auch nur einen der ganzen Latte von Kandidaten zu akzeptieren, die die Ayatollahs nach Wien als Kandidaten entsandt hatten. Ergebnis: Der stellvertretende Generalsekretär, ein Saudi, bestimmt die Tagesgeschäfte der OPEC. Drei Komitees hat man in Wien installiert. Das eine, soll demnächst Iraks Präsidenten Hussein besuchen. Die OPEC befürchtet nämlich, daß sein Land nach Fertigstellung einer Ölpipeline durch die Türkei seine Ölförderung noch stärker überzieht. Ein anderes Komitee soll die Entwicklung des Öl– Weltmarktpreises ganz scharf im Auge behalten und gegebenenfalls eine Konferenz zur Erhöhung des Preises einberufen.Ein drittes OPEC–Komitee schließlich soll die Kontakte zu ölfördernden Nichtmitgliedstaaten pflegen, um mit ihnen die Mengen– und Preispolitik nach Möglichkeit abzustimmen. Indonesiens Ölminister Subroto will demnächst in dieser Angelegenheit nach China reisen. Die interessante Forderung des Iran, den US–Dollar nicht mehr bei der Ausstellung der Ölrechnungen zu verwenden, fand keinen Anklang. Die USA dürften erleichtert sein, für diesen Fall dürfte ihr „Greenback“ einen erneuten Kurssturz erleben. Zu früh freuen sollten sie sich indes nicht: Für die Dezember–Tagung bestellten die OPEC–Minister einen Bericht über die Devisenmarkt– Entwicklung, um über eine Verwendung anderer Währungen - etwa eines Währungskorbes ähnlich dem europäischen ECU - zu beraten. ulk
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