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OPEC: Moratorium für Preise und Förderquoten

■ Irak wird den geplanten Kompromiß nicht unterzeichnen / Iran kompromißbereit?

Wien (afp) - Den Ölministern der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) ist es bei ihrer Jahresabschlußkonferenz in Wien auch am Sonntagabend nicht gelungen, eine Vereinbarung über das Produktions– und Preisniveau für 1988 zu schließen. Venezuelas Energieminister Arturo Hernandez hatte bereits am Samstag in einer Konferenzpause vor Journalisten erklärt, zwölf der 13 OPEC– Mitglieder wollten die bislang gültigen Produktionszahlen von 16,6 Millionen Barrel täglich bis Mitte 1988 einfrieren und wegen der „gegenwärtigen Zustände“ auf dem Weltmarkt auch am Richtpreis von 18 Dollar (rund 29 Mark) pro Faß festhalten. „Eine Verlängerung der derzeitigen Übereinkunft ist wahrscheinlich“, sagte er. Hernandez fügte hinzu, daß sich der Irak als einziger bislang diesem Schritt widersetze. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Indonesien und Nigeria habe er sich als „selbsternannter Vermittler“ in Einzelgesprächen bemüht, in erster Linie die erheblichen Differenzen zwischen Iran und den arabischen Golfstaaten über Preise und Quoten für 1988 aus dem Weg zu räumen, sagte Hernandez. Während die Araber - insbesondere Saudi–Arabien - am 18–Dollar–Richtpreis festhalten wollten, trete Iran, unterstützt von Gabun, Libyen und Algerien, als Ausgleich zum Verfall der US– Währung für eine Erhöhung auf mindestens 20 Dollar ein. Zwar zeichne sich bereits seit dem Wochenende ein sechsmonatiges Moratorium für Preise und Förderquoten von Rohöl ab. Die Entscheidung über diese Kompromisslinie wurde jedoch auf Montag vertagt. Für einige Verwirrung sorgte am Sonntag die Ankündigung der iranischen Delegation, daß der iranische Erdölminister Gholam Reza Aqazadeh ohne seine Delegation nach Teheran zurückfliegen wolle. Die genauen Gründe hierfür waren nicht zu erfahren. In Konferenzkreisen wurde jedoch nicht ausgeschlossen, daß der Minister es vorziehe, ein Schlußdokument, das er nicht billigen könne, nicht selbst zu unterzeichnen. Ein Mitglied der kuweitischen Delegation teilte demgegenüber mit, alle OPEC–Mitglieder mit Ausnahme des Irak hätten sich praktisch geeinigt, die Produktionshöchstmenge für das erste Halbjahr 1988 auf 15,06 Millionen Barrel festzusetzen und den Ölpreis für einen nicht genau festgesetzten Zeitraum bei 18 Dollar pro Barrel einzufrieren. Diesem Kompromiß stimme auch der iranische Minister grundsätzlich zu, er wolle sich jedoch in Teheran letzte Anweisungen holen. Der Iran, der zunächst wegen des Kursverfalls der US–Währung eine Erhöhung des Barrel–Preises auf 20 Dollar gefordert hatte, habe dem Kompromiß unter der Bedingung zugestimmt, daß er maximal sechs Monate Gültigkeit habe, während die Golfstaaten ihn für ein Jahr festschreiben wollten. Der irakische Ölminister Issam Abdul Rahim Al–Chalabi bestätigte unterdessen, daß er die geplante Vereinbarung nicht unterzeichnen und sich daher auch nicht an die vereinbarten Quoten gebunden fühlen werde. „Ich hatte meinen Stift schon gezückt“, meinte er dazu, „aber sie wollten meine Unterschrift nicht“. Für zusätzliche Spannung sorgten Gerüchte über den schlechten Gesundheitszustand von Ayatollah Khomeini.

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