OLAF FORNER: WENN DER TAZ-HANDVERKÄUFER ERZÄHLT : Gefühlt miese Wetterlagen
Für die Menschen in meinem Kiez, dem Prenzlauer Berg, scheint das Wetter emotional eine herausragende Rolle zu spielen. Dabei ist gerade unsere Stadt einer der Orte, die von wirklich schlimmen Wetterereignissen wie Stürmen oder Hitzewelllen nicht wirklich getroffen werden. Als Handverkäufer fällt mir auf, dass immer dann, wenn das Wetter gefühlt schlechter wird, die Menschen in den Lokalen zugeknöpfter werden. Sie schalten auf Abwehr. Und diese wird, mit meinen Zeitungen im Angebot, oft unüberwindbar.
Objektiv muss das Wetter gar nicht so schlecht sein. Es ist vielmehr so, dass der Berliner öfter den Eindruck hat, es sei mies. Seltsam, dass sich alle so verhalten, ob jemand in Berlin geboren wurde oder zugezogen ist.
Wir Zeitungsverkäufer leben aber zu einem großen Teil von unseren Stammlokalen, in denen Menschen sind, die uns jeden Tag Zeitungen abnehmen. Insofern ist die Zeit der gefühlt schlechten Wetterlagen auch eine der Flaute für mich. Im Gegenteil bedeutet das allerdings auch, dass schönes Wetter finanziell einträglich ist – das gilt besonders für den Mai und für den Juni. Nach dem vorigen langen Winter waren Stimmung und Ertragslage im gesamten Gastronomiebereich auf dem Tiefpunkt.
Als endlich Ende Mai die Biergärten bei Temperaturen über 25 Grad bis in die Abendstunden offen waren, verkaufte ich von einen Tag auf den anderen zwei bis fünf Mal so viele Zeitungen. Nicht so bekannte Druckerzeugnisse wie Magazin oder Mosaik fanden Anklang, natürlich auch die taz war leichter an die LeserInnen zu bringen – dank meiner Bereitschaft, den Kunden erklären zu können, was journalistisch hinter alldem steckt.
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