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Archiv-Artikel

OHNE FAIRE NEUWAHLEN STEUERT SIMBABWE INS CHAOS Mugabe muss weg

Zwei Drittel der Bevökerung hungert, die Volkswirtschaft schrumpft jedes Jahr um über zehn Prozent, und die Polizei foltert und verhaftet Oppositionelle zu hunderten. Wenn es in einem Land so zugeht, sind die Tage der Regierung im Allgemeinen gezählt. Drei Jahre lang steckt Simbabwe nun schon in einer politischen Krise, die inzwischen zu einer wirtschaftlichen Katastrophe ausgewachsen ist. Im Schatten von ökonomischem Kollaps, einer grassierenden Hungersnot, der unkontrollierten Ausbreitung von Aids und einer weitgehend unbemerkten Massenauswanderung Richtung Südafrika steuert das Land, eigentlich eines der entwickeltsten Afrikas, geradewegs ins Desaster.

Man kann nicht sagen, dass vom Ausland viel dagegen getan würde. Alle Welt weiß, dass Mugabe seine Wiederwahl vor einem Jahr allein dem Betrug dank aufgeblähter Wählerlisten verdankt. Es hat zaghafte Sanktionen gegeben. Aber Mugabe bleibt im Amt, und der Druck von außen ist rasch erlahmt. Beim franko-afrikanischen Gipfel in Paris vor einem Monat durfte Mugabe sich als reguläres Staatsoberhaupt sonnen, während Flugblatt verteilende Demonstranten vor seinem Hotel verhaftet wurden.

Der Ruf der simbabwischen Opposition nach fairen Neuwahlen mag die internationale Diplomatie langweilen. Aber er sollte ernst genommen werden. Simbabwes Bürger müssen die Chance bekommen, per Regimewechsel den Absturz ihres Landes in angolanische oder kongolesische Verhältnisse abzuwenden. Wenn sie diese Chance nicht an der Wahlurne erhalten, werden sie sie sich mit Gewalt holen. Die Opposition war ein Jahr lang geduldig und sah von Aufrufen zum Volksaufstand ab. Es hat ihr nichts genützt. Ihre Geduld geht zu Ende.

Deshalb ist die Haltung des mächtigen Nachbarn Südafrika, aus Angst vor einer Eskalation Druck auf Mugabe zu unterlassen, kurzsichtig und kontraproduktiv. Nicht der Sturz Mugabes, sondern sein Verbleib im Amt ist der sichere Garant dafür, dass Südafrikas nördlicher Nachbar in einen Bürgerkrieg schlittert. Es ist Zeit, von Südafrika jene Führungsrolle eines neuen Afrika einzufordern, die es beansprucht. DOMINIC JOHNSON