OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Mit der seit einem Jahr bewährten Schiene „Was ist Kino? Filmvermittlung für Kinder und Jugendliche“ eröffnet im November das „neue“ Arsenalprogramm, das nach der Umbenennung des Betreibervereins in Arsenal – Institut für Film und Videokunst „vorhandene Ressourcen besser sichtbar macht sowie neue Wege der Vermittlung beschreitet“, wie es im Programmheft heißt. Los geht’s – inklusive Einführung und Diskussion – mit einem Programm zum Animationsfilm. Winsor McCays „Gertie the Dinosaur“ (1914) jedenfalls erklärt die Animationstechnik auf der Leinwand eigentlich gleich mit: McCay, ein populärer Cartoonist des N.Y. Herald, wettet dort nämlich mit seinen Kollegen, dass er einen Dinosaurier auferstehen lassen kann. Das ist dann ein paar tausend Zeichnungen später die liebenswerte, aber eigensinnige Gertie, die nur gelegentlich den Anweisungen ihres Schöpfers („Hebe deinen rechten Fuß“) folgt und ansonsten eher zu Schabernack aufgelegt ist. Als sich ein Mammut vor ihr ins Bild drängt, versenkt Gertie ihn im See. Künstlerisch bereits deutlich anspruchsvoller fällt Lotte Reinigers elf Minuten kurzer Silhouettenfilm „Papageno“ (1935) aus, in dem sie das Vogelfängermotiv aus der Zauberflöte umsetzt: Vor „afrikanischen“ Hintergründen mit Palmen und Bergen ersehnt sich Papageno eine Gefährtin, die er zu den Klängen von Mozarts Musik beim Kampf gegen eine Schlange vorübergehend wieder zu verlieren scheint. Wie immer fasziniert auch dieser Scherenschnittfilm mit Reinigers grazilen und filigran geschnittenen Silhouetten und einer bezaubernden Musikalität.
Ein weiterer Arsenal-Programmschwerpunkt im November widmet sich dem Schaffen von Clint Eastwood, dem Hollywood-Star mit der ungewöhnlichen Karriere. Die beiden ersten Filme im Programm zeigen ihn dabei jeweils als Polizisten: In den Don-Siegel-Filmen „Coogan’s Bluff“ (1968) und „Dirty Harry“ (1971) überträgt Eastwood sein in der Fernsehserie „Rawhide“ und diversen Sergio-Leone-Filmen erworbenes Image als Westernheld in das urbane Setting der Großstädte New York und San Francisco.
Am 11. November ist es 90 Jahre her, dass mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens der Erste Weltkrieg zu Ende ging. Während die Deutsche Kinemathek vom heutigen Donnerstag bis Samstag zum Thema „Der Erste Weltkrieg im Film“ ein Symposium veranstaltet, zeigt das Zeughauskino im November eine Filmreihe zum gleichen Gegenstand. Von der zeitgenössischen Dokumentation „The Battle of the Somme“ (1916) über die schweren Gewissensnöte eines französischen Protagonisten, der sich in die Verlobte eines getöteten Kriegsgegners verliebt (in dem ungewöhnlichen Lubitsch-Film „The Man I Killed“ aus dem Jahr 1932) bis zum Gedanken der Völkerverständigung in Jean Renoirs Klassiker „La grande illusion“ (1937) werden ganz unterschiedliche Aspekte der filmischen Aufarbeitung dieses Krieges aufgezeigt, der bezüglich seiner Technik und der Auswirkung auf Soldaten und Zivilbevölkerung neue Maßstäbe setzte. LARS PENNING
„Gertie the Dinosaur“, „Papageno“ u. a. 2. 11. im Arsenal
„Coogan‘s Bluff“ (OF) 2. 11.; „Dirty Harry“ (OF) 4. 11. im Arsenal
„The Man I Killed“ (OF) 2. 11.; „The Battle of the Somme“ (OF) 4. 11.; „La grande illusion“ (OF) 5. 11. im Zeughauskino