OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
In den 60er-Jahren stand die elegante Kriminalkomödie in Hochblüte. Romantik, Komik und exquisite europäische Schauplätze lautete die Formel, die auch in „Der rosarote Panther“ ihre Anwendung fand: In Cortina D’Ampezzo betört Sir Charles (David Niven) alias „Das Phantom“ die jungfräuliche Prinzessin Dala (Claudia Cardinale) und möchte sie nur allzu gern eines berühmten Diamanten und noch so einigem mehr berauben. Dem Meisterdieb auf der Spur ist jedoch Inspektor Clouseau (Peter Sellers), der allerdings nicht einmal bemerkt, dass seine Gattin buchstäblich mit Sir Charles unter einer Decke steckt. Schon bald irren alle Beteiligten durch die Hotelzimmer, parlieren charmant über Nichtigkeiten und trinken Unmengen von Champagner – derweil Regisseur Blake Edwards erfolgreich sämtliche Spielarten der Komödie von Screwball bis Slapstick durchexerziert.
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Im Sommer 1998 war die Welt urplötzlich verrückt nach Mary. Mary – das ist das hübscheste Mädchen der Schule, das den Jungen mit den größten Zahnspangen zu ihrem Begleiter für den Abschlussball wählt, weil er ihren geistig behinderten Bruder vor einem Rowdy in Schutz genommen hat. Mary (Cameron Diaz) liebt Ballspiele, Bier und Hotdogs. Das perfekte All-American-Girl, für das die Männer einfach alles tun. Jedenfalls in „Verrückt nach Mary“ von Bobby & Peter Farrelly, die ihre berüchtigt geschmacklosen Gags hier in die Struktur einer grotesken romantischen Komödie gebettet haben. Dabei spielt der Film ironisch mit den Klischees vom perfekten Menschen: Die Traumfrau Mary ist nämlich eigentlich kaum mehr als ein liebenswertes Nichts, das sich ausschließlich von Spinnern umgeben sieht: Einer ihrer Bekannten mimt einen Gehbehinderten, um ihr Mitleid zu erregen, und ein seelisch verkrüppelter Privatdetektiv verschafft sich Einblick in Marys Leben, um ihr sodann den Traummann vorgaukeln zu können. Da erscheint der harmlos-trottelige Ted (Ben Stiller), den ein Missgeschick nach dem anderen beutelt (Penis im Reißverschluss eingeklemmt, Verhaftung als vermeintlich schwuler Serienkiller). noch als der Normalste von allen. Natürlich ist Ted der Richtige für Mary, denn: „True love is not nice, true love is not civilized“, singt Jonathan Richman als „griechischer Chor“ und fasst damit die simple Moral der Geschichte zusammen.
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Ein interessantes Zeitdokument: 1936, als sich die Linksparteien in Frankreich zur Volksfront zusammenfanden, schuf Jean Renoir im Auftrag der Kommunistischen Partei den Spielfilm „La vie est à nous – Das Leben gehört uns“, der in mehreren Episoden die Vorzüge solidarischen Handelns – ob in der Fabrik oder auf dem Lande – euphorisch lobpreist. Dazu hört man die Reden damaliger kommunistischer Parteiführer – und natürlich behält die Partei, die den herzlosen kapitalistischen Ausbeutern erfolgreich die Stirn bietet, stets Recht. Aus heutiger Sicht mutet der Film zweifellos ein wenig naiv an, ist dabei jedoch deutlich geprägt von Renoirs humanistischer Weltsicht. LARS PENNING