OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Mit „2LDK“ stellt Regisseur Yukihiko Tsutsumi ein amüsantes Gegenstück zu dem Samuraifilm „Aragami“ von Ryuhei Kitamura vor. Denn die Ausgangssituation beider Filme des so genannten „Duel Project“ (2002) ist die gleiche: Zwei Personen werden auf engstem Raum in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. In „2LDK“ bewerben sich zwei Schauspielerinnen für die Hauptrolle in dem vielversprechenden Projekt „Yakuza’s Wives“: Für Lana (Maho Nonami), die schon alle Stationen des Starlet-Daseins – inklusive Sexfilm – durchlebt hat, ist es die letzte Chance auf den Durchbruch, für die gerade aus der Provinz angereiste Musterschülerin Nozomi (Eiko Koike) bedeutet diese Rolle die erste Gelegenheit, vielleicht groß herauszukommen. Der alsbald einsetzende Kleinkrieg in der Wohngemeinschaft hängt sich zunächst an Kleinigkeiten auf und eskaliert zusehends ins Absurde: Am Ende beharken sich die Damen mit Samuraischwertern und Kettensägen. Das alles ist mit genügend ironischer Distanz inszeniert, um es nicht allzu ernst nehmen zu müssen.
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Sie sind Medienstars sondergleichen, der skurrile Petterson und sein kindlicher Kater Findus. Klar, dass nach dem riesigen Erfolg ihres ersten Zeichentrick-Kinofilms ein zweiter folgen musste – der Siegeszug der Figuren von Sven Nordqvist ist einfach nicht zu stoppen. Zumal „Neues von Petterson & Findus“ (2000) nach dem gleichen Muster gestrickt ist wie sein Vorgänger: In charmantem Bilderbuchstil erzählt der Regisseur Albert Hanan Kaminski viele kleine Episoden, die unter anderem vom Zelten im Garten, einem Weltraumexpeditionsspiel, der Rettung eines Elchs sowie einem Besuch des Königs handeln. Dabei steht stets die Menschlichkeit im Vordergrund: Reinlichkeitsfanatiker, Großmäuler, Jäger und Nörgler haben im Petterson-&-Findus-Universum keinen Platz. Das ist lieb, politisch korrekt – und vollkommen harmlos.
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Dass Terry Gilliam einmal den „Don Quixote“ verfilmen wollte, verwundert nicht: Geht es in den Filmen des amerikanischen Regisseurs doch immer wieder um die Auseinandersetzung kreativer Geister mit einer unangenehmen Wirklichkeit. Man denke an seinen Baron Münchhausen, dessen Lügengespinste am Ende über die Realität des Krieges triumphieren, oder an den „verrückten“ Robin Williams, der sich in „The Fisher King“ auf die Suche nach dem heiligen Gral macht und dessen Visionen inmitten der Wolkenkratzer Manhattans sogar ein Schloss mit Freitreppe entstehen lassen. In der schwarzen Satire „Brazil“ (1984) erzählt Gilliam die Geschichte eines kleinen Bürokraten, der durch einen Zufall in die Mühlen des totalitären Staates gerät, dem er dient. Die von verzerrten Perspektiven beherrschte Welt einer totalen Informationsgesellschaft gerät für den Archivar immer albtraumhafter: Lediglich im Traum kann er den edlen Kämpfer für die reine Wahrheit und die Liebe geben. Am Schluss verliert er den Verstand – nicht eben ein ungewöhnliches Ende für einen Gilliam-Helden. LARS PENNING