OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Eng verbunden mit dem Filmproduktionsstandort Babelsberg, der gerade sein hundertjähriges Bestehen feierte, ist der Name der dänischen Schauspielerin Asta Nielsen. Fast könnte man sie als Gründerin der Potsdamer Studios bezeichnen, denn es waren ihre Filme, welche die Firma Bioscop, der es in Berlin zu eng geworden war, an dem neuen, vom Kameramann Guido Seeber ausgesuchten Standort produzieren wollte: „Totentanz“ mit Nielsen wurde 1912 zur ersten Babelsberg-Produktion. Zu einem der ersten großen Stars des damals noch jungen Kinos war Nielsen bereits zwei Jahre zuvor avanciert, als die vom Theater kommende und extrem wandlungsfähige Mimin in ihrem ersten Film „Afgrunden“ (Abgründe) die Rolle einer Frau mit tragischem Schicksal verkörperte, die fortan in immer neuen Variationen zu ihrem Markenzeichen wurde: In dem von ihrem damaligen Gatten Urban Gad inszenierten Drama um eine Amour fou verkörpert Nielsen Magda, die mit dem Sohn eines Pastors verlobte Tochter aus gutem Hause, die plötzlich mit dem dubiosen Artisten Rudolph durchbrennt, in den sie sich unsterblich verliebt hat. Doch Rudolph ist ein Spieler, der die ihm sklavisch ergebene (und zugleich irrwitzig eifersüchtige) Magda brutal ausnutzt. Erlösung ist nicht in Sicht, Geldsorgen und Alkohol führen direkt ins Elend. (Engl. ZT, 15. 3. Filmmuseum Potsdam)
Heute vermag die avancierte computerbasierte Filmtricktechnik eigentlich nahezu jede beliebige Illusion zu erschaffen – und versucht dabei meist, ganz besonders realistisch zu wirken. In früheren Jahrzehnten kam es insbesondere dem Zeichentrick darauf an, die speziellen Möglichkeiten des Mediums zu nutzen, um ganz gezielt aus der Darstellung physischer Unmöglichkeiten Reiz und Humor zu ziehen. „In a cartoon you can do anything“, war das Motto von Trickfilmregisseur Fred „Tex“ Avery, der seine Figuren in irrsinnigen Verfolgungsjagden immer wieder an die Grenzen der physikalischen Gesetze schickte: ob die Protagonisten aus der Farbigkeit urplötzlich ins Schwarzweiß stolpern, weil das Technicolor eben an dieser Stelle endet, oder der Wolf bei einer Verfolgungsjagd mit reichlich Anlauf in der Perforation des Filmstreifens zu landen scheint. Das Programm „Best of Tex Avery“ zeigt elf der lustigsten Filme aus der Zeit von Averys Tätigkeit bei MGM (1942–1955). (OF, 17. 3. Lichtblick)
Dass zum Erzeugen der perfekten Illusion kein „Realismus“ benötigt wird, zeigen auch die Marionettenproduktionen der Augsburger Puppenkiste immer wieder. Insbesondere die das Meer symbolisierende bewegte Plastikplane ist ein kaum zu schlagender Spezialeffekt, der natürlich auch in „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ zum Einsatz kommt, leben die beiden doch mit ihrer Lokomotive Emma unter der Regentschaft von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften auf der kleinen Insel Lummerland. Doch jene müssen die Freunde eines Tages verlassen, um Jims ungeklärter Herkunft auf den Grund zu gehen – spannende Abenteuer sind garantiert. (16.–18. 3. Regenbogenkino) LARS PENNING