OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
So populär die Komödien auch noch immer sein mögen, die Doris Day einst mit Cary Grant, Rock Hudson und James Garner gedreht hatte, so sehr hat doch die Reputation der Schauspielerin lange Zeit gelitten: Eigentlich nahm man sie nur noch als eine Witzfigur wahr, die fröhliche „eiserne Jungfrau“, die in ihren Filmen ein Frauenbild transportierte, mit dem sich niemand mehr identifizieren mochte. Denn unglücklicherweise fiel Days Karriereende nach einigen nicht so tollen Filmen 1968 mit den großen gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit zusammen – und für Kommunenleben und freie Liebe stand Day ja nun wirklich nicht. Doch man hätte sie ja auch als die patente und selbständige Frau sehen können, die sie in ihren besseren Filmen immer war. Zumal die heute 85-jährige stets eine gute Schauspielerin und – nicht zu vergessen – eine exzellente Sängerin gewesen ist. Singen darf Day auch in „Spion in Spitzenhöschen“ (1965), wo ihre Art der romantischen Katastrophen-Komödie auf die Liebe des ehemaligen Warner-Cartoon-Regisseurs Frank Tashlin zum absurden Slapstick trifft. Als noch recht jugendliche Witwe (so motivierte man damals das Single-Dasein einer 40-Jährigen) trifft sie hier auf einen feschen Weltraumforscher (Rod Taylor) und wird versehentlich vom inkompetenten Sicherheitsdienst für eine russische Spionin gehalten. Der überkandidelte Humor des Films ist zwar nicht immer treffsicher – doch es macht auch einen gewissen Spaß, dem Film beim Scheitern zuzusehen. (13. 10. Kurbel)
Einen im Ton eher zurückhaltenden, aber gleichwohl betroffen machenden Film hat die Schauspielerin Sandrine Bonnaire über ihre autistische Schwester gedreht: „Elle s’appelle Sabine“ dokumentiert anhand von alten Amateuraufnahmen und neuem Material die traurig stimmende Entwicklung Sabines von einem zwar psychisch gestörten, aber doch kreativen und halbwegs selbständigen jungen Mädchen zu einer unförmig alterslosen Frau, die unter Angstzuständen und Aggressionsschüben leidet. Dazwischen liegen Jahre der Unkenntnis über ihre Krankheit, der Hilflosigkeit im Umgang mit ihr – und schließlich die Einweisung in die Psychiatrie, wo man sie fünf Jahre mit Psychopharmaka vollstopfte und ruhigstellte. Der Film läuft im Rahmen des Filmfestivals „ueber Macht“, das sich mit dem Nachdenken über bessere Wege zur Selbstbestimmung auseinandersetzt. (OmU, 10. 10. Filmmuseum Potsdam)
Ganz ist die Zeit des Nikolaus ja noch nicht gekommen, doch diesen charmanten Kinderfilm kann man sich zu jeder Jahreszeit ansehen: „Wo ist Winkys Pferd?“ erzählt bereits die zweite Geschichte um Winky, die kleine Tochter von chinesischen Einwanderern, und ihre Liebe zu Pferden: Diesmal darf sie auf das Pferd des Nikolaus aufpassen – doch Reiten lernen soll sie eigentlich auf einem deutlich kleineren Pony. Als Winky nicht hört, büchst das große Pferd aus, und guter Rat ist teuer. Ganz lieb, mit einem Augenzwinkern und viel Verständnis für die Wünsche von kleinen Kindern. (11. 10. Filmmuseum Potsdam) LARS PENNING