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Archiv-Artikel

OFF-KINO Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Schenkt man Gene Kelly Glauben, dann war alles ganz einfach: Der Produzent Arthur Freed habe ihn gefragt, ob er mit dem Song „Singin’ in the Rain“ etwas anfangen könne, und er habe geantwortet: „Na klar, es wird regnen und ich werde singen.“ Ganz so war es dann aber doch nicht: Die ursprüngliche Aufgabe der Drehbuchautoren Betty Comden und Adolph Green bestand nämlich darin, ein Musical zu verfassen, das so viele Songs von Arthur Freed und Herb Nacio Brown beinhalten sollte wie möglich. Da die meisten dieser Lieder in der Ära des frühen Tonfilms Ende der 1920er-Jahre entstanden waren, kamen die Autoren auf den Gedanken, eine Geschichte zu erfinden, die genau in jenen Tagen spielt und die Schwierigkeiten beim Übergang vom Stumm- zum Tonfilm thematisiert. „Singin’ in the Rain“ war dabei anfangs für das Trio Kelly, Debbie Reynolds und Donald O’Connor zur gegenseitigen Aufmunterung ihrer Film-Charaktere nach der misslungenen Preview eines Mantel-und-Degen-Stummfilms eingeplant. Erst als man diese Funktion schließlich dem Song „Good Morning“ zuwies, entwickelte sich „Singin’ in the Rain“ zum großen Solo für Gene Kelly – und wurde zur vielleicht bekanntesten Musiknummer eines Musicals aus Hollywoods klassischer Ära. (OF, 1.–3. 4. Arsenal)

Koautor Adolph Green wirkte ja in einem Alain-Resnais-Film auch schon einmal als Schauspieler mit: 1989 verkörperte er in „I Want to Go Home“ einen amerikanischen Comiczeichner, der sich in Europa eher verloren vorkommt. Damals hatte Resnais längst zu einem Stil zwischen Farce und Melodrama gefunden, dem er bis heute treu geblieben ist. Insofern kann man sich beim Rückblick auf sein Frühwerk fragen, ob man den Humor dort vielleicht immer übersehen hatte: In „Letztes Jahr in Marienbad“, jenem von Drehbuchautor Alain Robbe-Grillet erdachten und von Resnais inszenierten Vexierspiel um Träume, Imaginationen und (falsche) Erinnerungen, gibt es – beinahe als Running Gag – die Szenen im mondänen Schlosshotel mit dem Streichholzspiel, bei dem Giorgio Albertazzi gegen den mysteriösen Sacha Pitoëff nie gewinnen kann. Einen wirklichen „Sinn“ machen diese amüsanten Momente allerdings genauso wenig wie der Rest der „Geschichte“, die sich jenseits konventioneller Erzählstrategien im Rahmen einer Traumlogik entfaltet. (3. 4. Filmkunst 66)

Im Jahr 1965 begleitete Hans Jürgen Syberberg Romy Schneider in einen Skiurlaub nach Kitzbühel, um ein privates Porträt der Schauspielerin, die ihrem Sissi-Image zu entrinnen versuchte, für das Bayerische Fernsehen zu drehen. Beim Gespräch am Kamin plauderte Schneider dann so offen über ihr Image und ihre Zukunftspläne, dass ihr anschließend wohl etwas mulmig wurde und sie erhebliche Kürzungen an dem Film durchsetzte. Wirklich interessant ist in „Romy – Portrait eines Gesichts“ vor allem der Gegensatz zwischen Schneiders versuchter Selbstinszenierung als weltläufige junge Frau und der totalen Unsicherheit und Verletzlichkeit, die sie dabei ausstrahlt. (3. 4. Arsenal) LARS PENNING