OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Eine attraktive kleine Reihe haben die Macher des Brotfabrik-Kinos zusammengestellt: Filme mit frühen Rock-’n’-Roll Stars. Nachdem Bill Haleys „Rock Around the Clock“ mit dem Schul- und Jugenddrama „Blackboard Jungle“ um die Welt gegangen war, hatte Hollywood schnell das kommerzielle Potenzial der neuen Jugendkultur erkannt und ließ nun (überwiegend billige kleine B-)Filme produzieren, in denen man die neuen Musikhelden bei ihren Auftritten beobachten konnte. Die Titelwahl war dabei nicht immer die intelligenteste („Rock Rock Rock!“), die Plots – ein Impresario (oftmals Alan Freed himself) will eine Show organisieren, stößt aber bei Honoratioren auf Widerstand, die den Untergang von Moral und Vaterland befürchten – kamen weitgehend standardisiert daher, und inszenatorische Großtaten blieben auch aus. Doch den Kids war es damals egal, und heute sind diese Filme die einzige Möglichkeit, die Musikgrößen von einst noch einmal in ihrer Blütezeit zu bewundern. Die erste Hollywood-Großproduktion, in der mit Little Richard, Gene Vincent, Fats Domino und Eddie Cochran einige der bedeutendsten Stars der Rock-’n’-Roll-Ära mitwirkten, war Frank Tashlins Komödie „The Girl Can’t Help It“, ein „Born Yesterday“-Verschnitt, in dem Busenstar Jayne Mansfield als dümmliche Blondine von einem abgehalfterten Agenten (Tom Ewell) zum Star aufgebaut werden soll – was Anlass für diverse Nachtclubszenen mit Musik bietet. („The Girl Can‘t Help It“, OF, 27. 8.; „Rock Rock Rock!“, OF, 28. 8., Brotfabrik-Kino)
In den Tilsiter Lichtspielen widmet man sich anlässlich des Mauerbau-Jahrestages noch immer dem geteilten Berlin im Film. Eines der interessantesten Werke in diesem „Genre“ schuf der britische Regisseur Carol Reed mit der Agentengeschichte „The Man Between“ (Gefährlicher Urlaub, 1953): Da kommt eine junge Britin (Claire Bloom) als Touristin ins Berlin der frühen 1950er-Jahre, um ihren Bruder zu besuchen, und ist alsbald nicht nur in James Masons Schwarzmarktgeschäfte verwickelt, sondern auch in dubiose Machenschaften des Ost-Geheimdienstes, der sie versehentlich in den Ostteil verschleppt. Für Berliner ist natürlich auch der Blick auf die Stadt interessant: Neben den zum Teil noch zerstörten Wahrzeichen (der unvermeidliche Reichstag) und Trümmerfeldern steht hier bereits der bereits wiederhergerichtete Ku’damm – Wiederaufbau und Wirtschaftswunder waren damals bereits voll im Schwange. (OmU, 26.–28. 8., 30./31.8., Tilsiter Lichtspiele)
In der großen Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre ist hingegen Wilhelm Thieles Musikkomödie „Die Drei von der Tankstelle“ (1930) angesiedelt: Da müssen die Herren Fritsch, Karlweis und Rühmann feststellen, dass Geld allein auch nicht glücklich macht. Allerdings: „Hat man aber augenblicklich gar kein Geld, wird man nervös.“ So kommt es zur Gründung der Tankstelle und zum Treffen mit der Automobilistin Lilian Harvey – auf dass die von der Krise gebeutelten Kinogänger wenigstens etwas zu lachen hatten. (27. 8., Zeughauskino) LARS PENNING