OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Die Karriere des Regisseurs Robert Siodmak gehört sicherlich zu den ungewöhnlichsten der Filmgeschichte: In einem Geschäft, in dem eigentlich jeder gerade einmal so viel wert ist wie sein letzter großer Erfolg, konnte er sich insgesamt viermal in verschiedenen Ländern einen Ruf als Star seiner Branche erwerben. Aus Deutschland, wo er nach seinem Erfolg mit dem noch unter quasi-amateurhaften Bedingungen hergestellten „Menschen am Sonntag“ zu einem der Starregisseure der UFA avanciert war, floh Siodmak 1933 vor den Nazis nach Frankreich, von dort aus ging es für ihn kurz vor Kriegsausbruch weiter nach Hollywood. Siodmaks große Zeit waren die 1940er-Jahre, als er in die artifizielle Welt des Film noir eintauchte und aus Licht und Schatten die düsteren psychologischen Krimis komponierte, die für das amerikanische Kino jener Zeit so charakteristisch waren. Nach den Dreharbeiten zur Piratenparodie „The Crimson Pirate“ (1952) blieb er schließlich in Europa und arbeitete ab 1955 auch wieder in Deutschland. Natürlich besaß er Talent – unerlässlich erschien ihm jedoch auch stets die pragmatische Bereitschaft zum Kompromiss. Denn über die künstlerische Qualität des deutschen Nachkriegskinos machte er sich keine großen Illusionen, von seinen eigenen Filmen jener Epoche ließ er eigentlich nur zwei gelten: seine Adaption von Gerhart Hauptmanns Drama „Die Ratten“ (1955) und „Nachts, wenn der Teufel kam“ (1957), ein in der Nazi-Zeit spielendes Drama, in dem ein tumber Massenmörder, ein angepasster Kommissar und ein jovialer Nazi in die Mühlen der SS geraten. 3. 9. im Arsenal
Im Grunde geht es in den Filmen von Akira Kurosawa immer wieder darum, nicht aufzugeben. Stets werden seine Protagonisten von Problemen und Dramen jeglicher Art heimgesucht – doch das Leben geht einfach weiter, und man muss sich bemühen, das Beste für sich und die Gesellschaft daraus zu machen. Bitterkeit hilft nicht weiter, das ist vielleicht die humanistische „Botschaft“ der Werke des japanischen Regisseurs. In „Einmal wirklich leben“ (Ikiru, 1952) erzählt Kurosawa die Geschichte eines städtischen Verwaltungsbeamten, der Magenkrebs diagnostiziert bekommt und beim Rückblick auf sein Leben feststellt, dass er weder etwas erreicht hat noch jemals richtig gelebt hat. Die Erfüllung seiner letzten Tage findet er schließlich darin, andere Abteilungen seiner eigenen Behörde so lange zu nerven, bis ein Sumpf trockengelegt und ein Spielplatz errichtet wird. Eine Retrospektive mit den Filmen Akirka Kurosawas ist im Arsenal-Kino bis Ende Oktober zu sehen. 7. 9. im Arsenal
Und noch eine Retrospektive: Anlässlich des baldigen Kinostarts von „Melancholia“, seines – eigentlich erstaunlich zugänglichen und böse-humorvollen – Dramas um Depressionen und den Weltuntergang zu Wagnermusik, zeigt das Babylon Mitte das in jeder Hinsicht anspruchsvolle Gesamtwerk des dänischen Regisseurs Lars von Trier. Selbiger ist am 3. 9. auch zu Gast und spricht über seine Arbeit, „Melancholia“ gibt’s einen Tag zuvor in einer Preview zu sehen. 2. 9. Babylon Mitte LARS PENNING