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Archiv-Artikel

OECD-STUDIE ZEIGT: DER ERZIEHERAUSBILDUNG MANGELT ES AN QUALITÄT Auf dem Holzpferd

Eine typische Szene auf deutschen Spielplätzen: Ein Tross lärmender Kinder wird von seinen Aufseherinnen zum Holzpferd am äußersten Ende des Spielplatzes bugsiert, dort wird dann eine Praktikantin mit Nabelpiercing als Wachtposten für die Kleinen abgestellt. Die erfahrenen Erzieherinnen selbst wollen nun ungestört sein. Sie ziehen sich auf eine Sitzbank zurück, um bei einem Schächtelchen Marlboro light über ihren Beruf im Allgemeinen und ihr Gehalt im Besonderen zu lamentieren.

Die heute offiziell vorgestellte Kindergartenbegutachtung zeigt, warum das ein Problem ist. Die ausländischen Experten stellen für die Kitas von Kiel bis Konstanz eklatante Mängel fest. Ihr Fazit für die Kindererziehung lautet: Es braucht mehr Qualität in der Ausbildung der Erzieher. Die Gutachter machen damit auf ein Defizit aufmerksam, das lange bekannt ist: Der Bildungsgrad deutscher Erzieherinnen ist generell zu niedrig.

Das ist, allen Kitamanagerinnen und vielfach geschulten Sonderpädagoginnen zum Trotz, kein kleines Problem. Eine Erzieherin sollte entwicklungspsychologisch auf dem neuesten Stand sein. Auch die jüngeren Erkenntnisse der Hirnforschung sind für die Kleinkindpädagogik so relevant, dass es eben nicht passt, wenn eine Bewerberin als Motiv für ihre Berufswahl preisgibt: „Ich wollte was mit Kindern machen.“

Die Hingabe zum Kind ist nicht unwichtig – aber sie reicht eben nicht, wenn man zum Beispiel einbezieht, dass Kindergärten in den Vorstädten die kulturellen Schmelztiegel schlechthin sind. Wenn schon die Zivilgesellschaft und der Verfassungsschutz mit Multikulti oft genug überfordert sind: Wer will da von einer 16-jährigen Realschülerin verlangen, die Eigenarten und Vorurteile auszubalancieren, die in einer 5-Nationen-Kita auftreten?

„Auf den Anfang kommt es an!“ Das ist der Schlachtruf der Bildungsforscher wie auch der europäischen Regierungen. Diese Erkenntnis ernst zu nehmen hieße, den Erzieherberuf für die Besten eines Jahrgangs attraktiv zu machen. Das bedeutet: Er muss viel besser bezahlt werden – und über eine Hochschule führen. CHRISTIAN FÜLLER