Nutzung des Flughafengebäudes: Kreative sollen auf Tempelhof fliegen
Mit Start-ups soll die Auslastung des Flughafengebäudes verbessert werden. Doch der Senat macht für die Modernisierung keine Mittel locker.
Für den Erhalt und die Erneuerung des Flughafengebäudes Tempelhof sind erhebliche Investitionen notwendig. Das riesige Bauwerk vollständig nutzbar zu machen kostet 191 Millionen Euro. Das sagte der für die Entwicklung des Areals zuständige Geschäftsführer der landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH, Gerhard W. Steindorf, am Samstag bei der „Stadtwerkstatt“ zur Gebäudenutzung am Flughafen Tempelhof.
Zuletzt in der Öffentlichkeit kolportierte Kosten von bis zu einer halben Milliarde seien „Legendenbildung“ und bezögen sich zumeist auf längst verworfene Nutzungskonzepte für das insgesamt 300.000 Quadratmeter große Gebäude. Das hatte Berlin wie das gesamte Gelände 2009 für 35 Millionen Euro vom Bund übernommen, dem bis dahin 53 Prozent der Freiflächen und 83 Prozent des Gebäudes gehört hatten. Derzeit hat die Tempelhof Projekt GmbH 70.000 Quadratmeter vermietet – an Verkehrslenkung und Zentrales Fundbüro, einen Kindergarten, eine Tanzschule und etliche Firmen; größter Mieter ist mit 46.000 Quadratmetern die Polizei. Für Dreharbeiten, Fotoshootings und Veranstaltungen, darunter die Modemesse Bread & Butter, nutzt die Projekt GmbH rund 70.000 Quadratmeter, einschließlich des überdachten Vorfelds. Dort draußen stellt sich ein Problem nicht, mit dem sich die Projektentwickler drinnen auseinandersetzen müssen: das in den 1930er Jahren errichtete Gebäude zu erhalten und zu sanieren. Heiz- und Elektroniksysteme, Fenster, Fassaden und Dachflächen müssen erneuert und ertüchtigt werden, die Grundinstandsetzungskosten belaufen sich auf 144 Millionen Euro. Zusätzliche 47 Millionen sind nötig, um bisher leer stehende Räume vermietbar zu machen.
Dabei dürfen die Instandsetzungen den Denkmalschutz des Gebäudes nicht verletzen – einige Anwohner verfolgen argwöhnisch, wie sich der stillgelegte Flughafen entwickelt, seit ein mit beachtlichen 38 Prozent Wahlbeteiligung erfolgreicher Bürgerentscheid in Tempelhof-Schöneberg folgenlos blieb: Er forderte vom Land, sich dafür einzusetzen, dass der Flughafen Weltkulturerbe wird. Nun soll ein Denkmalpflegeplan die Unversehrtheit bei Erneuerungen garantieren.
So soll etwa aus dem einstigen Offiziershotel am Platz der Luftbrücke ein Gründerzentrum mit Flächen für die Kreativwirtschaft werden. Das sei auch dringend notwendig, um Berlins aktuelle weltweite Anziehungskraft für diese Branche zu nutzen, sagte der bei der Industrie- und Handelskammer für den Bereich zuständige Jürgen Schepers bei der „Stadtwerkstatt“ am Samstag: „Die Politik ist jetzt gefragt, den Boom der Stadt zeitnah zu nutzen und hier sowohl für private Start-ups als auch die freie Kulturszene Raum zu schaffen.“
Doch der Haushaltsentwurf von SPD und CDU macht keine Hoffnungen: Zwar will der Senat 2014 15 Millionen und 2015 19 Millionen Euro für Tempelhof ausgeben – allerdings dürften diese Summen vor allem für das Feld draufgehen: In ein Wasserbecken mit öffentlichem Uferbereich soll das sich am Gebäude sammelnde Regenwasser fließen, außerdem stehen ein Nord-Süd-Radweg und Baumpflanzungen auf dem Plan. „10 bis 15 Millionen pro Jahr hatten wir für die Gebäudemodernisierung angemeldet, doch danach sieht es im Senatsbeschluss nicht aus“, sagte Steindorf. Das gegenwärtige Gesamtkonzept zur Modernisierung geht von einer Streckung der 191 Millionen teuren Maßnahmen bis 2025 aus. Wenn das Abgeordnetenhaus daran in den Haushaltsberatungen nichts ändere, „müssen wir ganz dringend nach privaten Investoren suchen“. Diese müssten günstige, langfristige Miet- oder Pachtverträge für große Flächen abschließen und selbst in diese investieren. Darauf hatten in jüngster Vergangenheit schon Äußerungen von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) und Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), beide im Aufsichtsrat der GmbH, hingedeutet.
Aus seinen Mieteinnahmen kann das Landesunternehmen den Investitionsbedarf nicht bewältigen. Die Tempelhof Projekt GmbH erwirtschaftete in den vergangenen eineinhalb Jahren 13,2 Millionen Euro mit dem Gebäude – und musste 13,4 Millionen ausgeben, etwa für die Betriebskosten. Allein 2012 hatte die Unterdeckung noch 600.000 Euro betragen. Von 2014 an rechnet Geschäftsführer Steindorf mit einem kontinuierlich ausgeglichenen Ergebnis.
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