Mit der AGP auf Du und Du: Nutzen umstritten
■ Ein Dutzend Betriebspartnerschaften zwischen selbstverwalteten und konventionellen Unternehmen
„Ein Höchstmaß an Selbstentfaltung“ für alle am Wirtschaftsleben Beteiligten ermöglichen und „durch verschiedene Formen der Mitwirkung und Mitbestimmung bei entsprechender Mitverantwortung einer Fremdbestimmung entgegenwirken“. Dieses Programm hatten sich 1950 eine Gruppe aus dem Krieg heimgekehrter Unternehmer auf die Fahnen geschrieben. Um eine Überwindung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, etwa im Sinne des Ahlener Programms der CDU, ging es dieser Wiederaufbautruppe nicht. Vielmehr wollte die „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Partnerschaft in der Wirtschaft“ (AGP) den Gegensatz von Arbeit und Kapital aufheben. Beteiligungen der Arbeitnehmer am Betriebsvermögen und begrenzte Mitbestimmungsmechanismen sollten die Loyalität der Arbeiter sichern. „Die verstärkte Bildung von Mitarbeiterkapital“, so wirbt der Verein heute, „hilft Steuern sparen, erhöht Liquidität und das Haftkapital des Unternehmens“. Was haben selbstverwaltete Betriebe in solch einem konventionellen Wirtschaftsverband zu suchen? Die relative Flexibilität gegenüber neuen Entwicklungen hat die AGP sich über die Jahre bewahrt. Seit 1979 hat sie immer wieder Belegschaften beraten und unterstützt, die den bankrotten Betrieb in Eigenverantwortung übernahmen. In einigen (wenigen) Mitgliedsbetrieben wurde das Kapital gleichmäßig auf die Mitarbeiter verteilt, die den Betriebsleiter nun per Wahl bestimmen. Etwa ein Dutzend selbstverwalteter Betriebe gehört seit 1985 zur insgesamt 450 Mitglieder starken AGP. Fünf von ihnen unterhalten sogenannte „Betriebspartnerschaften“ mit konventionellen Unternehmen, worunter Beratung und materielle Unterstützung in der Gründungsphase zu verstehen ist. Der Nutzen einer AGP–Mitgliedschaft für Selbstverwaltungsbetriebe ist bisher noch sehr umstritten. Ob den lobenden Worten an die Adresse der „Alternativen“ konkrete Taten folgen, wird sich in den kommenden Monaten herausstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
