: Nur noch mit Katalysator in die City
■ Autos ohne Kat sollen beim Fahren in der Innenstadt benachteiligt werden/ Umweltstaatssekretär will so Luftverschmutzung mindern/ Bündnis 90 fordert: »Keinen Ausbau des City-Rings«/ SPD zahm
Berlin. Besitzer von Autos, die keinen Katalysator haben, müssen in Zukunft Nachteile innerhalb des S-Bahn-Ringes in Kauf nehmen. Bei einer gestrigen Anhörung im Abgeordnetenhaus schlug Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU) vor, daß ab 1994 nur noch Autos und Laster mit Katalysator oder Rußfilter ungehindert in Berlins Innenstadt fahren dürfen. Für Fahrzeuge ohne schadstoffreduzierende Technik muß eine Art Eintrittsgeld gezahlt werden — Fahrer müssen ein BVG-Ticket erwerben, oder wenn sie in der Innenstadt wohnen, zusätzlich Steuern für Fahren und Parken zahlen.
Mit diesem Konzept reagiert die Umweltverwaltung auf ein Gutachten, nach dem innerhalb des S-Bahn- Rings bei 95 Prozent der Hauptstraßen die Lärmgrenzwerte und bei 70 Prozent der »Alarmwert« von Stickoxiden überschritten werden. Die Gutachter betonten gestern vor dem Umwelt- und dem Verkehrsausschuß, daß der Verkehr bis zu 30 Prozent reduziert werden müsse, damit die Grenzwerte eingehalten würden.
Ingo Schmitt, Staatssekretär der Verkehrsverwaltung, sieht trotz der Studie »keinen Anlaß, die individuelle Mobilität einzuschränken«. Sie müsse aber umweltfreundlicher gestaltet werden. Der CDU-Mann hält den »zähfließenden Verkehr für den größten Feind der Umwelt«. Folglich sei Straßenneubau und die Vervollständigung des Innenstadtrings notwendig.
Die SPD bezweifelte, daß ein höherer Anteil von Kat-Autos die Umweltsituation spürbar verbessere. Schließlich werde prognostiziert, daß der Autoverkehr erheblich zunehme. Außerdem müsse angesichts der »erschreckenden Belastung« sofort gehandelt werden. Doch Vorschläge machte die Regierungsfraktion nicht.
Nur die Fraktion Bündnis 90/ Grüne forderte, daß ab sofort das Parkplatzangebot in der City abgebaut und der innere Straßenring nicht ausgebaut werden dürfe. Auf dem Ring seien Grenzwerte schon jetzt um ein Drittel überschritten. Würde der Ring durchgehend befahrbar sein, verdoppele sich dort die Zahl der Autos. Dirk Wildt
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