Kulturhauptstadt 2010 : Nur eine Wahl
Es trötete laut und live von der Empore beim Kommunalverband in Essen. Journalisten drängten sich. Die Verbandsversammlung hatte endlich mal was zu entscheiden. „Eine historische Stunde“, wie es Verbandsdirektor Gerd Willamowski ausdrückte, war es nicht. Merkwürdig sportlich waren die hilflosen Bekenntnisse zu einer fairen Auseinandersetzung bei der Frage, ob Essen oder Bochum die Region bei der Wahl einer Kulturhauptstadt 2010 vertreten soll. Erst wurden olympische Traditionen beschworen, dann wurde geheim abgestimmt. Natürlich ohne Fraktionszwang, wie beide Lager vorher beteuerten. Gewählt wurde die CDU-Hochburg Essen mit 23 Stimmen, was genau der Abgeordnetenzahl der schwarz-regierten Städte entspricht, die in der Verbandsversammlung die Mehrheit stellen.
KOMMENTAR VONPETER ORTMANN
Natürlich ist das kein Zufall. Dass auch der WAZ-Zeitungskonzern, der die Wahl gewinnbringend zu einer Kampfabstimmung hochstilisierte, in Essen beheimatet ist, auch nicht. Zusätzlich wurde nach Parteienproporz entschieden, wie immer. Deshalb wurde eine Stadt gewählt, die keinen genehmigungfähigen Haushalt besitzt, die finanziell in den nächsten Jahren die größten Anstrengungen unternehmen muss, um wenigstens ihre bereits begonnenen Kulturbaustellen wie RuhrMuseum und neue Philharmonie sicher auf den Weg zu bringen. Jetzt kommt es darauf an, dass Essen sich nur als Ruhr-Stellvertreter versteht und um die anderen buhlt. Allein hat die Stadt keine Chance.