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Nur der Titel zählt für Francescoli

■ Nicht Uruguay, sondern Brasilien gilt nach Viertelfinalsieg gegen Argentinien als eindeutiger America Cup-Favorit

Montevideo (dpa) – Der Zusammenprall der südamerikanischen Fußballgrößen setzte den erwarteten Akzent bei den Viertelfinalspielen des America Cup '95 in Uruguay. Brasilien nahm im vorweggenommenen Finale Revanche. Vor zwei Jahren war der Weltmeister in Ecuador im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Argentinien gescheitert. Diesmal war es andersherum: Die Spieler um Kapitän Dunga gewannen das Elfmeterduell 4:2 und stehen jetzt am Donnerstag im Halbfinale gegen die USA. Das zweite Halbfinale bestreiten heute Gastgeber Uruguay und Kolumbien.

Am Ende der regulären Spielzeit hatte es im populären Treffen der Turnierfavoriten 2:2 gestanden. Argentinien hatte furios begonnen und schon in der 2. Minute die Führung erzielt. Doch in der zweiten Halbzeit und mit zehn Mann, nachdem Leonardo Astrada rot gesehen hatte, wurden die Brasilianer besser. Pausenlos berannten sie das gegnerische Tor, aber erst in der 80. Minute schaffte Tulio nach einer per Hand gestoppten Flanke den Ausgleich.

Elfmeter mußten auch die Viertelfinalbegegnungen USA – Mexiko (4:1) sowie Kolumbien – Paraguay (5:4) entscheiden. Nur Uruguay besiegte in 90 Minuten die Bolivianer, die sich im Turnier der zwölf Mannschaften als starker Gegner erwiesen. Sie ließen die Gastgeber in Montevideo bis zum Schluß um ihren 2:1-Sieg zittern. Trotzdem wollte Boliviens Trainer Antonio Lopez die Sachen hinwerfen, weil er keine vernünftigen Arbeitsbedingungen hat. „Ich gehe, ich bin schon nicht mehr Trainer der Nationalmannschaft“, erklärte er verärgert.

Die Kolumbianer sind wie schon bei der Fußballweltmeisterschaft in den USA nur noch ein Schatten ihrer Vergangenheit. Ihnen sei „die Spielfreude abhanden gekommen“, heißt es auf den Rängen des Stadions in Montevideo. Hätten nicht die Hände von Torhüter Rene Higuita immer wieder rettend eingegriffen und dazu einen Elfmeter gegen Paraguay gehalten, säßen Carlos Valderrama und Team jetzt schon im Flugzeug nach Hause. Denn während der 90 Minuten hatte keine der beiden Mannschaften überragende Leistungen gezeigt – und keine war der anderen überlegen gewesen.

Die Überraschung waren wieder die US-Spieler, die sich bis ins Halbfinale geschossen haben. Das haben sie vor allem ihrem 3:0 Sieg gegen Argentinien zu verdanken, durch den sie es im Viertelfinale statt mit Brasilien mit Mexiko zu tun hatten. Nun treffen sie auf Brasilien erst im Halbfinale. Bora Miltinovic, ehemals US-Trainer, hält sein Ex-Team für eine der besten Mannschaften des America Cup. Zu den auffälligen Spielern gehören Eric Wynalda, der in der vorigen Saison beim VfL Bochum kickte und Alexi Lalas (Padua).

Die Mexikaner dagegen müssen wohl einmal ernsthaft, so das trainierbar ist, das Elfmeterschießen üben. Wie bei der WM 1994 gegen Bulgarien und 1986 gegen Deutschland schafften sie es nicht, sich über das Nervenspiel für die nächste Runde zu qualifizieren.

Auch wenn die Brasilianer nicht die starke Mannschaft der WM 1994 aufbieten können, sind sie unter den verbliebenen vier Teams vermutlich das stärkste. Gastgeber Uruguay konnte seinen Anhang bisher nicht überzeugen. Vielleicht kommt ja noch etwas: Spielmacher Enzo Franscescoli jedenfalls hat erklärt, das einzig gute Resultat für ihn sei die Meisterschaft.

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