piwik no script img

Nur dank der Zensur überlebt

■ Der Zeichner Carl Barks als Donald-Erfinder rehabilitiert

Es gibt in Entenhausen keinerlei direkte Verwandtschaftsbeziehungen, von sekundären Geschlechtsorganen einmal ganz abgesehen. Im prüden Amerika Mitte des Jahrhunderts war jeder auch noch so dezente Hinweis auf Lust und Laster soweit tabu, daß in den Comics Walt Disneys die Biologie außer Kraft gesetzt werden mußte. Andererseits verdankt die Nachwelt das letzte knappe Dutzend von Donald-Duck-Originalen des eigentlichen Erfinders des Entenhausener Kosmos', Carl Barks, derselben moralischen Zensur. Denn alle Original-Zeichnungen, die gedruckt wurden, wurden aus Platzgründen vernichtet, nachdem man sie auf einen Film übertragen hatte. Überlebt haben nur Blätter, wie etwa jenes, das eine Szene in einem Saloon zeigt und deswegen zensiert wurde.

Diese letzten großformatigen Original-Blätter sind jetzt in der Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen, die das Werk Carl Barks' präsentiert. Barks hatte aus Disneys Ente jenen unverwechselbaren Donald Duck gemacht, den noch heute Millionen Kinder und erwachsene Kinder verschlingen. Er hat alle anderen Figuren von Daisy bis Daniel Düsentrieb erfunden und sich – meistens angelehnt an Berichte aus National Geographic – all die Weltreisen ausgedacht, die die sich gemach erweiternde Familie erlebte. In der Ausstellung sind neben den Exponaten und Erklärungen zu den einzelnen Figuren auch der Schreibtisch von Barks sowie der seiner deutschen Übersetzerin Erika Fuchs zu sehen, die Donald den Nationalkolorit verlieh. Ein fetter Katalog beinhaltet neben tausend Enten auch viel Wissenswertes aus dem Leben und Schaffen des freundlichen Zeichners. tlb

Bis 19. März

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen