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Nur 51 von 60 Stimmen für Fluß

■ Neun Ampel-GegnerInnen in der Koalition, einer bekennt sich

Mit 51 Stimmen wählte die Bürgerschaft gestern in geheimer Wahl den SPD-Abgeordneten Manfred Fluß in den Senat. Er soll Nachfolger des Finanzsenators Volker Kröning werden.

„Ich habe mit einem knappen Ergebnis gerechnet“, erklärte SPD-Fraktionschef Dittbrenner nach der Wahl, gab aber den schwarzen Peter weiter: „Die SPD-Fraktion hat damit nichts zu tun.“ In einer geheimen Probeabstimmung hatten alle Abgeordneten für Fluß gestimmt. Nur wenige Wochen nach der Abstimmung über die Senatorin Gärtner, bei der auch angeblich alle SPD-Parlamentarier koalitionstreu gewesen waren, war die Bremerhavener Abgeordnete Tuczek aus der SPD ausgetreten und hatte sich zur CDU gesellt.

Martin Thomas konnte aufgrund der Offenheit der Grünen versichern: „Bei den Grünen hat es eine Gegenstimme gegeben.“ Walter Ruffler hatte das vorab deutlich gemacht. Thomas bezeichnete die heimlichen Abweichler als „Feiglinge“. Es seien Leute, die gegen die Koalition seien, dies aber nicht offen zeigten. „Für die FDP gibt es keine Veranlassung, gegen Fluß zu stimmen“, versicherte der FDP-Fraktionsvorsitzende Welke.

Bei den offenen Abstimmungen habe die Ampel immer eine klare Mehrheit, meinte Dittbrenner, „wo es nicht funktioniert, ist bei den geheimen Abstimmungen.“ Auch der Senator Fücks hatte sein Mißtrauensvotum mit nur 51 Stimmen überstanden und Gärtner war mit 51 gewählt worden.

In der Debatte hatte CDU-Oppositionschef Kudella behauptet, Kröning habe resigniert, was man daran sehe, daß er „lieber Opposition im Bundestag als Minister im Bremer Ampelsenat“ spielen wolle. Worauf Wedemeier schlagfertig konterte, für Bonn wisse „keiner, wer regiert und wer opponiert.“ SPD-Chef Dittbrenner versicherte, allen Regierungen stünde hin und wieder ein Wechsel gut an. Er dankte Kröning in aller Form und wünschte ihm bzw. der Regierungs-Koalition in Bonn, daß er seine „Nervigkeit“ beibehalte. Der Grüne Dieter Mützelburg wollte in die „großen Worte“ nicht einstimmen: „Da gerät man allzu leicht in den Verdacht, daß das nicht dem entspricht, was man wirklich denkt“. Die Grünen respektierten Krönings Arbeit, wollten aber nicht verschweigen, daß es viel Streit gegeben habe - er hoffe, daß Nachfolger Fluß „umgänglicher“ sei. Die FDP hoffte auf „ähnlich gute Zusammenarbeit“ wie mit Kröning.

Der designierte Finanzsenator Manfred Fluß, so scheint es der Brauch zu sein, stellte sich nicht vor und machte auch keine programmatischen Äußerungen. „Ich weiß, er kann ein richtiger Querkopf sein“, meinte Wedemeier. Fluß gehört dem Parlament seit 20 Jahren an. K.W.

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