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Nur 330 Aussiedler nach Pusdorf

■ Sozialressort rückt von ursprünglichen Belegungsplänen ab / Bürgerinitiative bleibt skeptisch

„Wir können darauf verzichten Aussiedler in dem geplanten Umfang in Woltmershausen unterzubringen.“ Der Senatsdirektor im Sozialressort, Hans-Christoph Hoppensack, machte gestern einen Schritt auf die protestierenden WoltmershauserInnen zu. Wie berichtet, plante die Sozialbehörde bislang, in Pusdorf 1.000 Aussiedler unterzubringen. Dies hatte einen Sturm der Entrüstung in Woltmershausen entfacht, da ein Großteil der dort lebenden 14.100 BremerInnen eine „Gettoisierung“ des Stadtteils befürchten.

Nach Hoppensacks neuen Plänen sollen jetzt Wohnungen für etwa 330 AussiedlerInnen ge

schaffen werden. Im einzelnen sollen Schnellbauten an der Woltmershauser Landstraße (160 Personen), in der Rablinghauser Straße (110 Personen) und in der Blexenerstraße entstehen. In der Blexenerstraße soll, gemäß den Forderungen der PusdorferInnen, nicht nur Aussiedler, sondern zu zwei Dritteln „normale“ Wohnungssuchende eine neue Heimat finden.

Der Sozialbehörde ist nach den heftigen Protesten vor Ort aufgefallen, daß sich die Dringlichkeit, Wohnraum für AussiedlerInnen zu schaffen, verringert hat. Im Januar, als die ursprünglichen Pläne (500 Eigenheime für 5.000 AussiedlerInnen) erarbeitet wur

den, waren noch 1.300 Aus-, und Übersiedler nach Bremen gekommen. Im Juni hatte sich die Zahl auf 500 reduziert. Und in der Behörde wird davon ausgegangen, daß die Zahlen nach der neuen gesetzlichen Situation weiter zurückgehen. Hoppensack: „Es gibt eine Tendenz der Entspannung.“

Mittwoch abend wird sich der Woltmershauser Beirat mit dem Thema beschäftigen. Im Vorfeld haben die „Bürgerinnen und Bürger aus Woltmershausen und Rablinghausen“ bereits kräftig mobilisiert. Hartwig Engelke, einer der Sprecher der Gruppe, blieb trotz der neuen Linie gestern zunächst skeptisch. „Wir sind ab

solut mißtrauisch“, meinte er, da Senatorin Uhl noch in der vergangenen Woche andere Zahlen genannt habe. „Jedes Mal werden neue Zahlen auf den Tisch gezaubert.“

Wenn nun behauptet werde, die Wohnanlage in der Blexenerstraße solle zu zwei Dritteln an „normale“ Wohnungssuchende gehen, so widerspreche dies der Aussage, daß es zinsgünstige Baukredite lediglich für Aussiedlerhäuser gebe. Grundsätzlich begrüße man aber die Absicht eine gemischte Wohnanlage zu schaffen. Dies müsse dann allerdings auch für die anderen beiden Standorte in Pusdorf gelten.

hbk

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