: Null-vier, doch stolz
Zweitligaspitzenreiter Schalke verliert in Darmstadt 0:4 im Pokal
Aus Darmstadt Frank Hellmann
Wahre Größe zeigt sich bekanntlich erst in der Niederlage. Insofern hat der FC Schalke 04 zumindest im Nachgang der Pokalpleite (0:4) beim Zweitliga-Gefährten SV Darmstadt 98 viel richtig gemacht. Von den Anzeigetafeln im putzigen Stadion am Böllenfalltor leuchtete bereits nach einer Stunde ein Resultat, das zwar irgendwie zum Vereinsnamen passte, aber königsblaue Bestürzung auslöste. „Wir haben alle die Dinge, die uns über Wochen und Monate ausgezeichnet haben, nicht auf den Platz gebracht“, räumte Schalkes Trainer Miron Muslic ein, der im Nachgang eine reflektierte Analyse vortrug. „Wenn wir nicht auf 100 Prozent sind, haben wir keine Chance.“
Die Knappen müssen im kampfstarken Kollektiv funktionieren, sonst ist der stolze Revierverein nur biederes Mittelmaß. Tabellenspitze im Unterhaus hin oder her. Der gebürtige Bosnier, „der Mann, der Schalke wachküsst“ (Kicker), lieferte Hinweise, dass der Schockzustand nicht lange anhält. Eine solche Lektion müsse der Wegweiser sein, „wieder aufzustehen“, sagte der 43-Jährige, der diese „Message“ seinen Jungs sofort in der Kabine überbrachte.
Muslic wechselte seine besten Spieler Nikola Katic, Moussa Sylla und Kenan Karaman bereits nach 63 Minuten aus – um sie fürs Auswärtsspiel am Samstag in Karlsruhe zu schonen. Der Kader ist auf Kante genäht. Der intensive Stil, daraus macht Muslic keinen Hehl, kostet viel Kraft.
Auffällig dabei die sachliche Tonart aller Protagonisten, wobei der Trainer auch dabei vorbildlich voranging. Muslic war weit davon entfernt, die Spieler für ihren in Darmstadt offensichtlichen Dilettantismus bei den Gegentoren zu rüffeln. „Ich werde mich nie über den Kader beschweren. Wir haben gute Jungs.“ Und eines wollte er auch mal sagen: Acht Siege habe man ja nicht zufällig eingefahren. Zuletzt ja am vergangenen Freitag ein 1:0 – gegen Darmstadt. Darmstadts Trainer Florian Kohfeldt machte genau das als „entscheidenden Vorteil“ aus: „Schalke erzeugt viel Stress.“ Sich dieser hochintensiven Spielweise zu entziehen, gehe besser, wenn man das einmal erlebt habe.
Ein medizinischer Notfall kurz nach Anpfiff sorgte dafür, dass mehr als eine halbe Stunde lang beide Fanlager auf jeden Support verzichteten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen