Nowitzki rettet die Mavericks: Mutter Courage und ihre Profis
Dank eines überragenden Nowitzkis haben die Dallas Mavericks weiterhin eine Chance, nicht aus den NBA-Playoffs auszuscheiden. Und das, obwohl der Star jüngst mit privaten Problemen kämpfte.
Der Sport, der Spitzensport zumal, wird gern zum Theater verklärt. Wenn dem so ist, dann wird dieser Tage in Dallas eine selten spannende Inszenierung aufgeführt, in der denk- wie undenkbare Irrungen und Wirrungen zur Aufführung gelangen. Im Zentrum: ein zweifelnder Held, der sich allen Widrigkeiten zum Trotz zu heroischen Taten aufschwingt. Dazu einige bunte Nebenfiguren: ein cholerischer Milliardär, eine betrügerische Schönheit, eine tapfere Mutter Courage und dekorativ platzierte Statisten von der Polizei.
Das Schönste daran: Als das Konfetti vom Hallendach regnete, war klar, dass das fesselnde Stück - im Gegensatz zu einem Theaterabend - eine Fortsetzung erhalten würde. Die Dallas Mavericks hatten 119:117 gegen die Denver Nuggets gewonnen und das Ausscheiden aus den NBA-Playoffs gerade eben noch abgewendet. Heute Nacht aber müssen sie den nächsten Sieg einfahren, diesmal sogar in Denver, um ihre minimale Chance auf das Weiterkommen zu wahren. Spannung ist also garantiert.
Dass den Mavericks im vierten Spiel gegen Denver endlich der erste Sieg gelang, das hatten sie vor allem Dirk Nowitzki zu verdanken. Der steuerte nicht nur 44 Punkte zum Erfolg bei, sammelte nicht nur 13 Rebounds, sondern war vor allem der entscheidende Mann bei einer dramatischen Aufholjagd im letzten Viertel, als er zum Teil unglaubliche Würfe versenkte. "Dirk hat großartig gespielt", befand denn auch Carmelo Anthony, der Star der Nuggets, der mit 41 Punkten nicht viel schlechter als Nowitzki war. Mavericks-Coach Rick Carlisle hatte eine "fantastische Performance" seines Hauptdarstellers gesehen und verglich den Deutschen gar mit dem legendären Larry Bird.
Nowitzkis Leistung war umso erstaunlicher angesichts seiner privaten Probleme. Immer noch befindet sich seine angebliche Verlobte im Gefängnis. Die 37-jährige Cristal Taylor, die am vergangenen Mittwoch in seinem Haus verhaftet worden war und - so Gerüchte - angeblich von Nowitzki schwanger ist, stand wegen Diebstahl, Betrug und Verstoß gegen Bewährungsauflagen auf der Fahndungsliste mehrerer US-Staaten. Kurz vor dem letzten Spiel erhöhte der zuständige Richter die Kaution für die gebürtige Brasilianerin von 20.000 auf 50.000 Dollar. Nowitzki äußert sich nicht zum Thema, macht aber auch keine Anstalten, Taylor aus dem Gefängnis zu holen.
Als wäre das noch nicht genug Drama, mühte sich Mark Cuban um einen flotten Nebenhandlungsstrang. Der Besitzer der Mavericks hatte nach dem dritten, unglücklich verlorenen Spiel auf dem Weg in die Kabine die Mutter des Denver-Profis Kenyon Martin beschimpft. Martin, der in Dallas aufgewachsen ist, hatte zuvor Nowitzki einigermaßen unsanft vom Spielfeld befördert. Was genau der als aufbrausend bekannte Cuban gesagt hat, ist zwar unklar, aber der als recht rustikal gefürchtete Martin kündigte schon mal an, die Sache mit dem milliardenschweren Sofware-Unternehmer "unter vier Augen" klären zu wollen. Am Montag wurde Mutter Martin, die mutig mal wieder in einem Nuggets-Shirt in der Arena von Dallas erschien, auf jeden Fall schon mal zu ihrer eigenen Sicherheit unter Polizeischutz gestellt.
Für das heutige Spiel, womöglich ja das Finale dieser Inszenierung, kündigte Cuban schon mal eine weitere Wendung der Geschichte an: "Ich habe kein Problem mit Frau Martin. Ich wäre glücklich, wenn sie neben mir sitzen würde."
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