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Archiv-Artikel

Norwegische Nasen sind „on top“

Bremer Krankenhausgesellschaft will einen „Rahmenvertrag“ mit Norwegen aushandeln: Im großen Stil sollen Patienten zur Behandlung nach Bremen eingeflogen und hier „full service“ bis hin zur Stadtrundfahrt bedient werden

Von K.W.

taz ■ Norwegische Nasen sind ein Geschäft „on top“, findet der Direktor der Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen, Jürgen Scholz. 14 Norweger waren in dieser Woche in Bremen, um sich an der Nasenscheidewand operieren zu lassen, sozusagen die ersten Test-Personen. Zwei Gruppen dieser Größe kommen noch, und dann fährt eine Bremer Delegation wieder nach Norwegen, um über einen „Rahmenvertrag“ zu verhandeln: 150 Millionen Euro hat die norwegische Regierung bereitgestellt, um norwegische Patienten zur medizinischen Behandlung ausfliegen zu lassen. Und Bremen soll von diesem Kuchen etwas abhaben. Mindestens drei Millionen, denn: „Unter 1.000 Patienten geht nichts“, erklärt Robert Drewes, einer der Manager dieser „Patientenbrücke“.

Drewes war früher Schiffsmakler und Reeder und versteht etwas vom Verkauf. Er hat die Krankenhausgesellschaft gleich mit der Bremischen Hafenvertretung zusammengebracht, die überall in der Welt ihre Vertretungen hat. Denn Bremen ist ein „Oberzentrum für Gesundheitsdienstleistungen“, und bisher kommen nur wenige Patienten aus den arabischen Staaten, aus Holland, Russland oder England. Es könnten erheblich mehr sein.

Dafür haben Drewes und Scholz ein Konzept entwickelt. Ein „Wohlfühl-Paket“, formuliert der Chef der Krankenhausgesellschaft, Scholz verbessert: „Ein full service Paket.“ Das bedeutet: Die Patienten werden am Flughafen abgeholt von einem norwegisch sprechenden Betreuer-Team. Die Betreuer begleiten die Patienten während des Krankenhaus-Aufenthaltes, am Ende der Behandlungswoche steht eine Stadtrundfahrt. „Wir wollen Bremen als attraktive Stadt zeigen“, sagt Scholz.

„Full service“ ist der Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern: In anderen Städten bieten einzelne Krankenhäuser einzelne Betten für einzelne Patienten an. Scholz verfügt theoretisch über alle Bremer Krankenhäuser, da kann man mit den Norwegern gleich über „Kontingente“ verhandeln.

Einer aus dem Bremer Team ist der pensionierte norwegische Arzt Ole Merkesdal, der nach Bremen geheiratet hat und seit Jahren hier lebt. In Norwegen gibt es seit 30 Jahren lange Wartezeiten, erklärt er das Problem. Das Medizinstudium sei sehr unattraktiv, Ärzte fehlten. Notfälle würden schnell behandelt, aber wer warten kann, muss Jahre warten. Drewes: „Das norwegische Krankenhaus ist schlecht organisiert.“

Und warum ist die „Patientenbrücke“ für die bremischen Krankenhäuser so attraktiv? Für jedes Krankenhaus werde in Bremen ein „Topf“ ausgehandelt, erklärt der Chef der Krankenhausgesellschaft. Der Vertrag verpflichtet jedes Krankenhaus zu den entsprechnden Leistungen. Aber: Wenn mehr Patienten behandelt werden, gibt es dafür nicht mehr Geld.

Ganz anders bei ausländischen Patienten. Was das norwegische „Reichsversicherungswerk“ zahlt, bekommen die Krankenhäuser dazu, „das wäre ein Zusatzgeschäft“ (Scholz). 1.000 Patienten wären 0,5 Prozent mehr, immerhin. Pro Patient kostet die Behandlung im Durchschnitt 3.000 Euro, das wären drei Millionen Euro im Jahr. K.W.