Norwegische Homosexuelle gleichgestellt: Ehe statt bloßer Partnerschaft
Das Norwegische Parlament stimmt mit großer Mehrheit für Gesetz zur Gleichstellung von Schwulen und Lesben.
STOCKHOLM taz Das norwegische Parlament hat am Mittwochabend mit großer Mehrheit für eine Gleichstellung von Schwulen und Lesben gestimmt. Aus dem Ehegesetz wurden alle Bezüge zum Geschlecht der Partner entfernt. Homosexuelle Paare werden heterosexuellen Paaren gleichgestellt und dürfen jetzt heiraten. Außerdem dürfen sie Kinder adoptieren, und lesbische Paare erhalten das Recht auf künstliche Befruchtung.
Von einem "historischen Datum" sprach Familien- und Gleichstellungsministerin Anniken Huitfeldt. "Es ist ein deutlicher Beleg dafür, wie sich unsere Gesellschaft geändert hat." Einen "Tag im Zeichen der Liebe" nannte Gunn Karin Gjul, Abgeordnete der regierenden sozialdemokratischen Arbeiterpartei, diesen 11. Juni. Sie verglich die Abstimmung mit der Einführung des Frauenwahlrechts vor rund hundert Jahren.
Demgegenüber hatten sich die Christdemokraten und die rechtspopulistische Fortschrittspartei gegen die von der rot-rot-grünen Koalition betriebene und von den Liberalen und Teilen der Konservativen unterstützten Reform ausgesprochen. Sie warnten vor einer Schwächung der "Institution Ehe". Außerdem meinen sie im Recht lesbischer Paare auf Befruchtung einen Verstoß gegen die UN-Kinderkonvention zu sehen.
GegnerInnen der Gleichstellung hatten 50.000 Unterschriften gesammelt, und mehrere hundert demonstrierten vor dem Parlament. Ein Drittel der NorwegerInnen ist laut einer Umfrage gegen das neue Gleichstellungsgesetz. Linkspartei-Chefin Kristin Halvorsen forderte diese auf, "mit ihren Vorurteilen aufzuräumen".
Auf der Zuschauertribüne des Parlaments hatten viele Lesben und Schwule die Debatte verfolgt. "Dass unser jahrelanger Kampf zum Sieg geführt hat, ist unwahrscheinlich schön", sagte Jon Reidar Øyan von der Landesvereinigung für Lesben und Schwule. Homosexuelle seien endlich als gleichwertig anerkannt und "nicht mehr Bürger zweiter Klasse". Nun fehle nur noch, dass auch die Diskriminierung im Alltag verschwinde. Das Gesetz tritt am 1. Januar 2009 in Kraft und löst das Partnerschaftsgesetz von 1993 ab, mit dem Norwegen damals als eines der ersten Länder das Zusammenleben Homosexueller geregelt und sie bei Erbschaft und Versorgungspflichten gleichgestellt hatte. 1981 hatte Norwegen in einem Antidiskriminierungsgesetz die ungleiche Behandlung wegen sexueller Identität verboten. REINHARD WOLFF
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