: North drückt auf Tränendrüse
■ Vor dem Ausschuß des US–Repräsentantenhauses schwieg der Oberstleutnant zum Waffengeschäft / Auch Poindexter hält mit Wissen über Contragelder hinterm Berg
Washington (dpa) - US–Oberstleutnant Oliver North, vermutlich der intimste Kenner der Iran–Affäre mit all ihren Verzweigungen, war den Tränen nahe. Seine Stimme zitterte. Der Elite–Soldat, den Reagan aus dem Sicherheitsrat geworfen und tags darauf zum Nationalhelden erklärt hatte, verweigerte die Aussage vor dem außenpolitischen Ausschuß des Repräsentantenhauses, nachdem er im Geheimdienstausschuß des Senats stumm geblieben war. Als der Abgeordnete Lee Hamilton ihn am Dienstag fragte, ob er Gelder aus dem Waffengeschäft mit Teheran auf ein Konto für die Rebellen in Nicaragua geleitet habe, schob ihm sein Anwalt rasch einen Zettel hin. Und brav las North ab: „Mit Respekt und Bedauern verweigere ich aufgrund meiner verfassungsmäßigen Rechte die Antwort“. Mit bebender Stimme fügte er hinzu: „Ich glaube nicht, daß es noch jeman den in Amerika gibt, der so sehr wie ich wünscht, diese Geschichte zu erzählen, Sir.“ Mit seinem Wissen hinter dem Berg hält vorläufig, auch Norths ehemaliger Vorgesetzter, Ex–Sicherheitsberater John Poindexter. Mit Ermittlungen in der Iranaffäre befaßte Mitarbeiter des US–Kongresses erklärten indessen, daß ein Großteil des zugunsten der nicaraguanischen Rebellen abgezweigten Erlöses aus den heimlichen US–Waffenverkäufen an Iran nicht sein Ziel erreicht hat, sondern versickert ist. Möglicherweise sei ein Teil des Geldes für Provisionen und Honorare von Mittelsmännern und Maklern draufgegangen. Wie die israelische Zeitung bekannt gab, hatten Israels früherer Ministerpräsident, der jetzige Außenminister Schimon Peres, und Reagan bei einem „geheimen Gespräch“ im Weißen Haus die Waffenlieferungen an Iran gemeinsam beschlossen. Deshalb sei Jerusalem überzeugt gewesen, daß „alle zuständigen Stellen“ in Washington informiert gewesen seien.
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