: North Kampf gegen den Kongress
■ Jetzt macht Oliver North die „wankelmütige“ Nicaragua–Politik des US–Kongresses verantwortlich für die Contra–Gelder / Angeblich Tausende bekunden ihre Sympathie für den „echten Patrioten“
Washington (wps/taz) - Die „wankelmütige“ Nicaraguapolitik des US–Kongresses ist nach Ansicht von Oberstleutnant Oliver North für die Umleitung der Gelder aus dem Waffengeschäft mit dem Iran an die Contras verantwortlich. Am dritten Tag seiner Vernehmung vor den Kongreßausschüssen warf der ehemaligen Mitarbeiter in Reagans Sicherheitsrat den Abgeordneten und Senatoren vor, mit den Anhörungen das nationale Interesse der USA zu verletzen. Indirekt empfahl er dem Kongreß, eine Untersuchung über die eigene Nicaraguapolitik anzustellen. Trotzig beklagte er: „Ihr eigenes Verhalten unterziehen Sie nie einer Prüfung!“ Für Aufsehen sorgten auch seine Ausführungen zu den Ereignissen Ende November letzten Jahres, als er angeblich noch vor den Augen von Ermittlungsbeamten aus dem Justizministerium belastende Dokumente in den Reißwolf steckte. „Sie konnten es hören, als ich vor meinem Büro den Reißwolf betätigte. Sie gingen ihrer Arbeit nach, und ich meiner.“ Justizminister Meese, dem bereits früher vorgeworfen worden war, die Ermittlungen nach dem Auffliegen des Skandals zu lasch und ohne Engagement geführt zu haben, wußte nach Aussagen von North über die illegale Umleitung Bescheid. Weiter erklärte North, er kämpfe an der Seite seines Präsidenten und der gesamten Regierung gegen den Kongreß, der versuche, die verfassungsrechtliche Auseinandersetzung über die Frage, wer die Außenpolitik der USA bestimme, für sich zu entscheiden. Vor überfüllten Zuschauerbänken rief er, „ich werde hier erhobenen Hauptes hinausgehen“. Angeblich sollen im Weißen Haus täglich tausende von Anrufen eingehen, die ihre Sympathie für „ihren Ollie“ bekundet hätten. Besonders wegen seines Auftretens als echter Patriot, der von der Rechtmäßigkeit seines Handels vollkommen überzeugt ist, erweise er seinem Präsidenten einen großen Dienst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen