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Nordrussische Bergleute im Streik

■ Präsident Jelzin erhöht Mindestlohn

Moskau (AFP/taz) – Knapp eine Woche vor den Parlamentswahlen sind gestern im nordrussischen Workuta rund 30.000 Bergleute aus zehn Minen in einen unbefristeten Streik getreten. Die Kumpel wollen die Zahlung ihrer seit Oktober rückständigen Löhne durchsetzen und gegen die geplante Schließung von 4 der insgesamt 13 Minen im nordrussischen Kohlerevier protestieren.

Nach Gewerkschaftsangaben werden auch Bergwerke im nordsibirischen Norilsk und in Tscheljabinsk im Ural bestreikt. Die Arbeiter zweier Bergwerke im westsibirischen Kusnezker Kohlebecken streikten ebenfalls, begründeten ihre Arbeitsniederlegungen jedoch mit „internen Problemen“. In Seweruralsk im Ural legten nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax rund 2.000 Arbeiter einer Bauxit-Mine ebenfalls die Arbeit nieder.

Laut Interfax könnten sich insgesamt weitere 9.000 Arbeiter dem Ausstand anschließen. Gewerkschaftsvertreter warnten sogar vor einem Generalstreik ab heute, falls die Verhandlungen mit den für den Bergbau zuständigen Regierungsvertretern in Moskau scheitern sollten. Angesichts der am nächsten Sonntag stattfindenden Wahlen könnte damit eine für die russische Regierung unangenehme Lage entstehen. Am Sonntag waren Verhandlungen von Vertretern der Bergleute mit dem Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten der russischen Föderation, Jegor Gajdar, in Moskau gescheitert. Gajdar hatte Ende November den Bergarbeitern versprochen, die Rückstände bei den Lohnzahlungen in Höhe von rund 110 Millionen Mark aus dem Staatshaushalt zu begleichen.

Präsident Boris Jelzin hat derweil eine umfangreiche Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes verfügt, der der Berechnung von Renten, Stipendien und Sozialleistungen zugrundeliegt. Nach Angaben des Präsidialamtes wurde der Mindestlohn von bisher 7.740 Rubel (etwa elf Mark) auf 14.620 Rubel (etwa 20 Mark) angehoben.

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