Nordderby in der 2. Liga: Eintracht kämpft St. Pauli nieder
In der Zweiten Fußball-Bundesliga gewinnt der Aufsteiger Eintracht Braunschweig ein Kampfspiel gegen den Erstliga-Absteiger FC St. Pauli knapp mit 1:0 - wegen der größeren Präzision vor dem Tor
BRAUNSCHWEIG taz | Feuer im Spiel, erst Pyrotechnik im Fanblock der St. Pauli-Fans, dann auch auf dem Platz, beim Auswärtsspiel der Braun-Weißen in Braunschweig. Vor 23.510 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Hamburger Straße bringt die Eintracht den Hamburgern mit 1:0 die erste Saisonniederlage bei. "Und dann auch noch so eine", brummte St. Paulis Keeper Philipp Tschauner danach. Eine, die auf seine Kappe geht.
Viele Hamburger kommen erst kurz vor Spielbeginn ins Stadion, weil Gauner auf den Bahnlinien nach Braunschweig ein paar Teile mitgehen lassen, ohne die Loks nicht fahren können. So fielen Züge aus und andere hatten eine dreiviertel Stunde Verspätung.
Die Braunschweiger gehen rustikal zur Sache, Schiedsrichter Günter Perl pfeift viel, versucht die Gemüter zu beruhigen. "Vielleicht wäre die eine oder andere Gelbe Karte gegen Braunschweig zu Beginn des Spiels nicht schlecht für uns gewesen", sagt Fabio Morena. Beide Mannschaften spielen mit einem defensiven Mittelfeldspieler und einer Sturmspitze. Bei St. Pauli rücken zwei bis drei Mittelfeldspieler zu Stürmer Mahir Saglik auf. So viel Unterstützung bekommt Dominik Kumbela auf der anderen Seite nicht. Den stellt die St. Pauli-Abwehr oft ins Abseits.
St. Pauli macht das Spiel, hat viel mehr Ballbesitz, versucht es mit spielerischen Mitteln, direkt, schnell, aber es fehlt, je näher der gegnerische Strafraum kommt, die Präzision. "Wir haben nicht den direkten Weg zum Tor gesucht und gefunden", kritisiert St. Paulis Trainer André Schubert hinterher.
Die Gelb-Blauen warten auf Konter. "Für ne Heimmannschaft hatten die wenig Chancen", findet Morena. Viele ruhende Bälle für St. Pauli, Freistöße im Mittelfeld, Ecken. Große Chancen: wenig. Und die wenigen Eintracht-Chancen waren besser. "So läuft das in diesen Spielen", sagt Schubert.
St. Pauli spielt besser Fußball, Braunschweig läuft und kämpft. Beide Trainer, Schubert und Torsten Lieberknecht, versuchen durch wildes Gestikulieren zu verhindern, dass sich ihre Mannschaft zu weit hinten rein drücken lässt.
Eine gute Torchance hat Braunschweig in der 40. Minute, als Kapitän Dennis Kruppke flankt und der rechte Außenverteidiger Ken Reichel köpft. Tschauner hält. In der 43. Minute geht Fabian Boll, der sich verletzt hat, für ihn kommt Morena ins defensive Mittelfeld. "Der Trainer sieht mich da, also spiele ich da", sagt Morena. In der 57. Minute die größte Chance des Spiels für Kumbela, Sebastian Schachten rettet auf der Linie. In der 61. ein Schuss von Theuerkauf, den Philipp Tschauner über die Latte schiebt, der FC St.Pauli hat die Kontrolle über das Spiel verloren.
Braunschweig geht nach einer Ecke von Damir Vrancic in Führung, weil Kruppke köpft, "einigermaßen frei", wie Morena findet, und Tschauner den Ball, den er eigentlich schon hat, durchrutschen lässt (64.). "Ich geh zum Ball und hab schon den Abwurf im Kopf", nickt Tschauner, "das darfst du als Torwart nie."
Viel muss er nicht über dieses Tor nachdenken, denn: "Ich weiß ja, was ich falsch gemacht habe." Morena muss auch nicht viel drüber nachdenken: "Philipp hat in den ersten fünf Spielen viel mit zu den 13 Punkten beigetragen, also lässt jetzt keiner den Kopf hängen."
Eintracht-Trainer Lieberknecht vergleicht die beiden Torhüter: "Philipp hat in den vergangenen Wochen sensationell gehalten, und dann heute dieser Patzer. Unser Davari macht am Ende zwei Sensationsparaden, das sind die Feinheiten in so engen Spielen." Weitere Chancen für Braunschweig: Nach einer Ecke muss Saglik auf der Linie klären, seine beste Aktion in diesem Spiel. Die braun-weiße Abwehr schwimmt. Nicht lange, aber dafür um so heftiger.
Nach 15 Minuten wird der FC St. Pauli wieder stärker, Max Kruse prüft Daniel Davari im Eintracht-Tor (76.), Rouwen Hennings geht in die Spitze, am Ende versucht St. Pauli alles, drückt, flankt, ein paar Braun-Weiße liegen in Braunschweiger Strafraum, aber einen Elfer gibt es nicht. "Der Ausgleich wäre drin gewesen, wir hätten hier nicht verlieren müssen", meint Morena. In der Nachspielzeit ein Kopfball von Schachten, den Davari hält. Der Keeper wird nach dem Abpfiff schwer geherzt.
Das mit den St. Pauli-Toren in der letzten Minute kann nicht immer klappen. Weil die Eintracht die sich bietenden Konterchancen nicht nutzt, bleibt es beim 1:0. Absteiger St. Pauli und Aufsteiger Braunschweig liegen nun mit 13 Punkte auf Rang zwei und drei der Tabelle. "Hier", warnt St. Pauli-Trainer Schubert, "wird es auch noch für andere schwer."
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