: Nolte und seine Thesen
■ betr.: „Nachschlag“ zur Diskus sion über Stalinismus und Natio nalsozialismus im Gropius-Bau, taz vom 25. 10. 95
Offensichtlich hat Semler eine andere Diskussion erwartet, als angekündigt war. Ich jedenfalls wollte im Gropius-Bau nicht eine akademische Diskussion zwischen Gleichgesinnten besuchen. Wegen des Themas und der Diskussionsteilnehmer erwartete beziehungsweise erhoffte ich mir, daß Nolte und seine Thesen im direkten intellektuellen Schlagabtausch auseinandergepflückt würden. In sehr engagierter und überzeugender Weise hat Gesine Schwan dies auch geschafft. Sonja Margolina und Michael Rohrwasser schienen mir hingegen sehr unvorbereitet auf Nolte zu sein. Sie sind auf seine Thesen kaum eingegangen und haben das Publikum mit ihrem akademischen Seminarstil auch noch gelangweilt. Wenn dann „der Abend ohne sie lief“, so haben sie sich das wirklich selbst zuzuschreiben.
Semlers Schlußsatz, die als Zitat eines „Ostberliner Kollegen“ verbrämte Meinung „Warum habt ihr diesen Fascho bloß eingeladen?“, halte ich für die problematischste Aussage in seinem Kommentar. Abgesehen davon, daß es aus den verschiedensten Gründen kontraproduktiv ist, rechts von der CDU alles in den Fascho-Topf zu werfen, halte ich die öffentliche Auseinandersetzung mit Nolte und seinesgleichen von Angesicht zu Angesicht gerade für eine Pflicht. Nur so wird vor aller Augen – und eben auch vor den dafür anfälligen Augen – deutlich, wie wirr und spekulativ die zentralen Thesen der Rechten sind. Hans-Günter Kleff
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