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Nokia und die SmartphonesAufbäumen des Verlierers

Im Kampf um die Smartphones sieht der einstige Branchenprimus Nokia immer mehr wie ein Verlierer aus. Nun soll die Freigabe seines Betriebssystems als Open Source helfen.

Nokia setzt auf Open Source, um den Rückstand zu anderen Smartphone-Anbietern zu verkleinern. Bild: dpa

BERLIN taz | Seitdem Apples iPhone den Mobilfunkmarkt mit Apps, schnellem Internet-Zugang und einfacher Touchscreen-Bedienung aufgemischt hat, suchen die klassischen Handy-Hersteller nach neuen Strategien. Die einen, darunter Samsung, Motorola oder Sony, zieht es in die Arme von Google mit dessen Android-Betriebssystem. Die anderen, etwa Blackberry oder Unterstützer der Windows Mobile-Plattform, versuchen aus der bestehenden Technik mehr herauszuholen.

Vor allem Nokia scheint es besonders hart getroffen zu haben. Der finnische Handy-Hersteller ist nach wie vor weltweiter Marktführer. Allerdings nicht wegen teurer und ertragreicher Smartphones, sondern wegen seiner billigeren Einfach-Geräte, die er nach wie vor in Millionenstückzahlen absetzt. Bei den Super-Handys mit vielen Funktionen hinkt das Unternehmen dagegen hinterher. Einer der Gründe dafür ist das weiterhin eingesetzte Symbian-Betriebssystem. Es gilt als angestaubt und bietet weniger Funktionen als die Konkurrenz.

Mit neuer Offenheit soll sich das nun ändern: Wie Nokia in dieser Woche bekannt gab, soll der Quellcode der Software künftig frei verfügbar sein. So können Programmierer in aller Welt darauf zugreifen und die Technik mit verbessern. Neu ist die Idee, die über eine eigene Stiftung abgewickelt wird, nicht: So entstand etwa der erfolgreiche Browser Firefox aus einer einst kommerziellen Software, deren Instruktionen freigegeben wurden. Auch das freie Betriebssystem Linux arbeitet nach dem Open-Source-Prinzip: Jeder kann sich ansehen, wie die Technik intern funktioniert und es ergänzen.

Die Symbian-Freigabe folgt einer weiteren spektakulären Aktion Nokias: Im Januar hatte das Unternehmen bereits seine Navigationssoftware Ovi Maps kostenlos für alle kompatiblen Geräte freigegeben. Doch noch ist unklar, ob die Offenlegung von Symbian wirklich zum gewünschten Ziel führt: Nokia steht nun vor der Aufgabe, Programmierer in aller Welt, die Symbian kostenlos weiterentwickeln sollen, zu motivieren. Firmenintern gibt es sowieso Konkurrenz: Neben Symbian nutzt Nokia für seine fortschrittlicheren Geräte bereits ein anderes Betriebssystem namens Maemo. Das basiert bereits auf freiem Code.

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3 Kommentare

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  • N
    Nescio

    Dass Synbian weniger Funktionen hat als die Konkurrenz ist schlichtweg falsch!! im Gegenteil: deutlich mehr Möglichkeiten als bspw. beim apple iPhone sind drin! Symbian ist schon ein gutes Betriebssystem. Nur: die Optik ist angestaubt. In unserer chi-chi-schicki können viele doch Qualität nicht mehr erkennen und verwechseln das mit optischem Reiz. Für Nokia bleibt zu hoffen, dass die Freigabe des Quellcodes zu modernerer Optik führt.

  • D
    Dolax

    "Aufbäumen des Verlierers" - das ist in zweierlei Hinsicht eine falsche und unnötig reißerische Überschrift.

    1. Wurde die Freigabe von Symbian als OpenSource schon vor langer Zeit beschlossen, als Smartphones noch gar nicht die heutige Bedeutung im Markt hatten. Es handelt sich also nicht um eine Verzweiflungstat.

    2. Nokia ist weit davon entfernt, als Verlierer aus dem Rennen zu gehen. Vielleicht haben sie im Moment nicht die besten High End Telefone, aber im Midrange Sektor und drunter sind sie sehr stark dabei. Es würde ja auch niemand Volkswagen als Verlierer gegen Mercedes bezeichnen.

  • FN
    Felix Nagel

    Ihren Kommentar hier eingebSeit Jahren warten die Leute auf eine nicht proprietäre Schnittstelle um zum Beispiel Kontakte und Kalender mit anderer Software als Outlook und Notes zu syncen. Hat Nokia NIE interessiert -- nicht mal ne Antwort gabs.

     

    Jetzt merken sie das sie alles verschlafen haben und wollen mit der OS Gemeinde kuscheln. Ich kann nur hoffen das man sich nicht vor diesem Dreckskonzern prostituiert.

    en