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■ Nötig ist ein langer AtemFreiwillig, aber nicht immer ganz selbstlos

Freiwillige Arbeit für die Gesellschaft erlebt einen Boom. Und wird positiv aufgenommen. So schreibt der Philosoph Francis Fukiyama in seinem erst kürzlich erschienenen Buch „Trust: The Social Virtues and the Creation of Prosperity“: „Die Bildung von Gruppen und sozialen Organisationen ist ein positives Zeichen, nicht nur für die Politik, sondern auch für die Wirtschaft.“ Die zunehmende Stärkung der Zivilgesellschaft fördere die allgemeine Entwicklung eines Landes; die USA belegen für Fukiyama diese These. Falls dies zutrifft, können wir uns beglückwünschen. Denn der Aufschwung der freiwilligen sozialen Arbeit wäre der Anfang eines Prozesses, den wir vor allem in den vom Individualismus geprägten Mittelmeerländern dringend brauchen.

Doch wir sollten nicht den Tag vor dem Abend loben. Ist dieses Phänomen der freiwilligen sozialen Arbeit wirklich ein Aufschwung? Handelt es sich tatsächlich um den so häufig beschworenen Wandel im Sozialverhalten? Die Freiwilligen sind Menschen aller Altersschichten, auch wenn dabei junge Erwachsene deutlich überwiegen. Was so selbstlos aussieht, muß es nicht immer sein. Die Motivation ist sehr unterschiedlich. Sie kann von ethisch oder religiös begründeten Solidaritätsansprüchen bis hin zu beruflichen Interessen gehen – ohne dabei den oft vorhandenen Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit und Geborgenheit zu vergessen. Auch die Mode und sogar das ärztlich verordnete Engagement gegen Depression und Midlife-crisis tragen ihren Teil zum Boom des ehrenamtlichen Wirkens bei.

Die Bereiche, in denen Freiwillige zum Einsatz kommen, sind vielfältig. Ein Großteil der Ehrenamtlichen betreut Mitmenschen, die aus dem sozialen Netz unserer modernen Gesellschaften fallen: ethnische Minderheiten, Immigranten, Rentner, Jugendliche, Sozialhilfeempfänger etc. Wichtig bei der Arbeit mit diesen Menschen ist, daß die freiwilligen Helfer dabei nicht einzig und allein ihre eigenen Bedürfnisse im Auge haben, sondern innerhalb der Gruppen mitarbeiten, selbst mitgestalten und Entscheidungen treffen – und vor allem einen langen Atem haben. Isabel Galven Arribas

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