: Noch vier Wochen Grindel-Kino
Zwei Jahre lang war unklar, was aus dem Kultfilmtheater in Harvestehude wird. Jetzt steht fest: Ende März ist Schluss
Bereits gekaufte Kinogutscheine seien noch bis 31. März gültig, steht auf einem Schild an der Eingangstür des Grindel-Kinos in Harvestehude. Danach nicht mehr – weil es danach kein Grindel-Kino mehr gibt.
Letzteres steht auf keinem Schild. Vom Hinweis mit den Gutscheinen abgesehen, sieht hier alles aus wie immer: In den Schaukästen hängen Filmplakate, in der Luft hängt Popcorn-Duft, „Sneak-Preview ausverkauft“ verkündet der Monitor über der Kasse. Das Grindel-Kino schließt trotzdem. Das sagt einer der Mitarbeiter, der, abgesehen davon, gar nicht viel sagt. Er dürfe nicht. Dass den 30 Angestellten fristgerecht gekündigt wurde, sei allerdings korrekt.
Das einstige Ufa-Kino in der Grindelallee ist eines der wenigen Häuser, dessen Programm zugleich Mainstream- und Spartenpublikum bedient – vor allem, weil Filme hier in der Originalversion laufen. Anno 1959 wurde das Haus gegründet, im Jahr 2002 wurde die Betreibergesellschaft Ufa zahlungsunfähig. Seither schwebte ein großes Fragezeichen über der Zukunft des Kinos. Die scheint jetzt klar: Vorne sollen Läden und Büros einziehen, der hintere Teil wird abgerissen. „Es geht nicht anders“, sagt Peter Jorziek. Seine Immobiliengesellschaft namens „Hamburg Team“ hatte das Kino vor zwei Jahren erworben.
„Das Theater wirtschaftete zwar kostendeckend“, sagt Jorzieck. „Miete wurde aber nicht bezahlt“ – um zu sehen, dass das keine Dauerlösung sei, hätten zwei Jahre vollauf gereicht. Deshalb müsse jetzt eine andere Lösung her. „Wir sind nun einmal Immobilienleute“, sagt Jorziek, „wir haben von Kinos keine Ahnung.“
Sven Feddern sieht das genauso. Der Vorsitzende des Vereins „Pro Grindel“ attestiert den Betreibern Unfähigkeit: Man habe Verhandlungen mit der „Cinecitta“-Kette platzen lassen, habe ihn gebeten, seine Rettungsversuche – bis heute wurden 13.000 Unterschriften gesammelt – einzustellen. „Das Kino ist vorsätzlich in die Pleite getrieben worden“, sagt er. „Es herrscht Meinungsfreiheit“, sagt Jorziek dazu trocken. Und wiederholt: „Es ist das Geld.“FLORIAN ZINNECKER