■ Noch vier Frequenzen vergeben: Radio-Kannibalismus
Nirgendwo lassen sich die Wirkmechanismen kommerziellen Rundfunks besser studieren als in Berlin. Und nirgendwo sonst zeigte sich deutlicher, daß marktwirtschaftlicher Rundfunk auch seine Grenzen hat. Schon jetzt klagen die Radios über mangelnde Wirtschaftlichkeit. Doch der Druck im Kessel steigt weiter: Bald sind vier weitere Sender im Äther. Wollen sie überleben, haben sie keine andere Wahl, als ihren Konkurrenten Werbeeinnahmen abzujagen und so ein größeres Stückchen aus dem Werbekuchen zu schneiden, der sich in den kommenden Jahren kaum vergrößern wird. Wer da überleben will, muß seine Kosten im Griff haben. Nachdem im Technikbereich durch vollautomatische Studios das Sparpotential schon erschöpft ist, muß nun da gespart werden, wo schon jetzt kaum noch etwas ist: im Programm nämlich. Sieger ist, wer dabei die wenigsten Hörer verliert. Dem Unterlegenen droht sonst die Einsparis Totalis: Konkurs.
Um einen solchen Kannibalismus im Äther zu verhindern, forderten unlängst in ungewohnter Koalition mehrere Kommerzradios einen Zulassungsstopp. Die Medienanstalt erhörte die Botschaft vom vollen Boot – und schob die Lizenzvergabe für die vier Neuen so lange vor sich her, bis der Werbekuchen fürs nächste Jahr verteilt war. Dabei ist die Medienanstalt laut Staatsvertrag verpflichtet, alle technisch verfügbaren Frequenzen zu vergeben. Dem radioliebenden Beobachter bleibt deshalb die Hoffnung, daß sich die Rivalen bald gegenseitig verschlungen haben. Frank Sturm
Siehe auch Bericht auf Seite 22
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