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Noch kein Weihnachtsgeschenk?Ab zum Spätkauf!

Keine Lust auf Socken, Krawatte oder Parfüm? Die Kulturredaktion der taz hat Last-Minute-Geschenkideen zusammengestellt: Von Schlafmasken über Kusskalender bis hin zu Cibachrome-Abzügen.

Mützen vom Weihnachtsmann gibt es wohl auch am Heiligen Abend noch zu kaufen. Bild: dpa

An den Sommer denken, Karte schenken

Auch wenn es im Augenblick so aussieht, als würde es nie wieder warm: Spätestens im Mai wird das anders sein. Und einer der großen Vorzüge des Frühjahrs und des Sommers ist, dass man Fahrradtouren machen kann. Von Berlin aus zum Beispiel geht das in alle Richtungen wunderbar. Es gibt großartige Routen, etwa die in Bernau beginnende Teilstrecke des Berlin-Usedom-Radwegs, die am Werbellinsee entlangführt, oder, weiter östlich, eine Route, bei der man, von Chorin kommend, das Schiffshebewerk Niederfinow und den verwunschenen Finowkanal entdeckt. Auch eine Tour an der Havel entlang, etwa von Werder nach Brandenburg, hat viele Reize - unter anderem den, dass man unterwegs immer wieder ins Wasser springen kann.

Die Ausgangspunkte sind mit S-Bahn oder Regionalzug gut zu erreichen. Damit man planen kann und sich unterwegs nicht verfährt, ist eine alte, durch Navigationssysteme etwas aus der Mode gekommene Kulturtechnik unabdingbar: das Kartenlesen. Karten oder Routenbücher für Fahrradtouren gibt es im Buchhandel und in Fahrradgeschäften; sie kosten nicht viel, das Bikeline-Tourenbuch für den Radfernweg Berlin-Usedom etwa ist für knapp 12 Euro zu haben. Wem das zu mickrig ist, der kann noch eine Fahrradtasche dazuschenken, damit Proviant und Badetücher unterwegs sicher verstaut sind.

Christina Nord

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Wer Maske trägt, schläft besser

Schlaf ist ein "der Erholung dienender Zustand mit Herabsetzung oder Aufhebung des Bewusstseins und der willkürlichen Bewegung", sagt mein Lexikon und informiert mich, dass der menschliche Schlaf zu den biorhythmischen Vorgängen des Organismus gehört. Niemand wird gegen eine regenerative Herabsetzung oder Aufhebung des Bewusstseins Einspruch erheben, zumal wenn's der Erholung dient und man ausgeruht und entspannt wieder erwacht. Bei Vätern oder Müttern eines Babys verstärkt Schlafmangel nur den Wunsch nach Erholung. Schlaf wird zum kostbaren Gut.

Weil ich ein Herz für alle an Schlafmangel leidenden Eltern habe, schenke ich zum Fest Schlafbrillen. Keinen Chichi-Kram mit Lavendelduftkissen oder Rüschen, Schottenmuster oder Namensticker aus reiner Seide, sondern die blickdichten schwarzen Schlafbrillen aus der Apotheke. Die wirken garantiert ohne Risiken und Nebenwirkungen, man merkt sie dank ihrer 5 Gramm Gewicht gar nicht im Gesicht, und sie schaffen den zügigen Wiedereinstieg vom paradoxen in den orthodoxen Schlaf. Das Unheil der Übermüdung muss zurückgeschlagen werden. Damit die Gedanken wild durcheinanderlaufen und die Glieder schwer wie Betonpfeiler werden. Auch nach mehrmaliger Unterbrechung eine Mütze Schlaf dank der sanften Schlafbrille von Dr. Winkler.

Julian Weber

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Erinnerung an eine zerstörte Kultur

Eine Geschichte fürs Ohr der besonderen Art: Die jiddische Kultur ist als mündliche Tradition nicht nur aus Europa vertrieben worden. Sie ist auch als Folge der raschen Assimilierung der europäischen Juden in die neuen Gesellschaften beinahe ausgestorben. Inzwischen erfährt sie aber eine kleine Renaissance. Ein wenig davon kann man mit einer Auswahl an digitalisierten Schellack-Platten aus der umfangreichen Sammlung der Schallplattenproduzentin Sherry Mayrent kennenlernen: "Cantors, Klezmorim and Crooners. Classic Yiddish 78s from the Mayrent Collection 1905-1953" von JSP Records.

Neben Kantorgesängen finden sich hier Chansons, Cabaret und hebräische Tänze. So erhält man Einblicke in das jüdische Kulturleben Europas vor dem Zivilisationsbruch in erstaunlich guter Klangqualität. Dies sind mehr als bloße Rekonstruktionen alter Musikaufnahmen aus der Anfangszeit der Tontechnik, sondern kleine Verbindungsstücke in eine unwiederbringlich abhandengekommene Epoche Europas. Den Verlust dieser Kultur kann das nicht aufwiegen, aber dem Gedächtnis hilft es allemal. Leider fehlen die Originaltexte im Booklet, hoffentlich wird das in späteren Editionen nachgeholt.

Tim Caspar Boehme

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Ein kleiner Schubs zum Glück

Do - re - mi - fa - so … So manch einer trägt den Stoßseufzer "Ach, könnte ich doch nur singen!" wie einen verpassten Lebenstraum mit sich herum. Ein Gutschein für einige Stunden Gesangsunterricht ist da womöglich der entscheidende Schubs, den Seufzenden näher an seinen Traum zu bringen. Sei es auch nur, um zur eigenen Freude zu singen: Zu lernen, wie man besser atmet, die Stimme findet und den Singmuskel trainiert, ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Singen ist wieder populär, gerade auch das Singen im Chor: So sind ein paar Stunden Gesangsunterricht womöglich auch die Eintrittskarte zu einer ganz neuen Gemeinschaft, die quer zur bisherigen sozialen Sortierung des Lebens steht.

Außerdem hilft das Singen, der eigenen Person eine sicherere Präsenz zu verleihen. Ja, zu den Wundern, die dem Singenden in Aussicht gestellt werden, gehört sogar die geminderte Anfälligkeit für Nasennebenhöhlenentzündungen, weil die Vibration der Stimme im Körper dem vorbeugt - ein unschlagbares Argument in diesen kalten Zeiten. Und schließlich muss man sich dann auch vor Weihnachtsliedern nicht mehr fürchten.

Die Frage, was ein solches Geschenk kosten kann, ist allerdings kaum pauschal zu beantworten; eine halbe Stunde Unterricht findet man für 20 oder für 80 Euro. Weit gespannt ist auch das Repertoire der Lehrenden zwischen Musical und klassischem Lied - da das Passende zu finden, verlangt vom Schenkenden noch etwas Arbeit.

Katrin Bettina Müller

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Musik, die Stürme überwindet

Es schneit, schneit und schneit. Die Flugzeuge fliegen nicht mehr, die Züge sind überfüllt, die Autobahnen sind Eispisten. Das Internet aber läuft noch. Und ebendort finden Sie ein Geschenk, das Sie nicht nur nichts kosten wird, weil es der Künstler unter www.mediafire.com/?v5ycv2qd1ejq6nv zum freien Herunterladen abgelegt hat. Sie können es auch übers Netz verschicken, falls Sie oder die zu Beschenkende eingeschneit sein sollten. Der Künstler heißt Jason Forrest. Liebhabern durchgedrehter Breakbeatmusik ist er auch unter dem Pseudonym Donna Summer bekannt.

Seine "Utopia EP" enthält vier Stücke feiner Musik, die mit einem gewissen Pomp daherkommen, den man vielleicht sogar als Erhabenheit charakterisieren könnte, wäre Forrest nicht auch zu Albernheiten aufgelegt. Da stolpern die Beats nur so durcheinander, Glocken läuten, Gitarrensoli werden wie Kaugummi in die Länge gezogen. Kurz, es ist ein großer Spaß, wenn man offene Ohren hat und Lust, sich zum gemeinsamen Musikhören bei Plätzchen und Kaffee am Kamin oder der Zentralheizung einzufinden - wenn's nicht anders geht auch via Skype. Forrest hat sich die Mühe gemacht, ein sehr schönes CD-Cover dazuzupacken. Falls Sie sich doch irgendwohin auf den Weg machen: Drucken Sie es aus.

Ulrich Gutmair

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Ein Kalender zum Küssen im Jahr 2011

Wie verschenkt man Straßenkunst? Am besten, ohne sie mit froststeifen Fingern von Laternen und Stromkästen zu knibbeln. Produkte aus dem Streetart-Merchandise, etwa Postkarten, Tapeten und Schlüsselanhänger, bringen unterm Weihnachtsbaum hingegen nur eine geringe Street Credibility. Dagegen freut sich Groß und Klein über den "Kuessen Kalender 2011". Er enthält 13 großformatige und handgedruckte Siebdruckoriginale von Straßen- und anderen Künstlern für 50 Euro. Dabei sind Drucke von Boxi, Various/Gould und Danny Gretscher. Von Dogstailart gibt es ein wunderschönes Frauenporträt, das an ein Mucha-Plakat erinnert - kombiniert mit LSD-Fraktalen. Die dreifarbigen "Beach-Beauties" bringen DDR-Strandgefühle wieder hoch.

Das Kuessen-Kollektiv hat seinen Kalender dieses Jahr auf 322 Stück limitiert. Zu haben ist er im Supalife-Kiosk in der Raumerstraße 40 in Prenzlauer Berg, Berlin oder im Internet auf just.blogsport.de. Erfahrungsgemäß verwandelt sich der Kalender nach einem Jahr in ein Kunstobjekt zum Umschlagen. Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten dunklen Oktober und das knallbunte Kalenderblatt von Tika, in dem sich Bauernweisheit und mexikanische Malerei paaren: "Oktober warm und fein: scharfer Winter."

Carsten Janke

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Für Frauen und Männer: ein Marta-Trikot

Für den Fall, dass Sie sich nächstes Jahr in der Kneipe oder während der Zigarettenpause unter Leuten wiederfinden, die sich über Sissi unterhalten, sollten Sie sich nicht einfach wegdrehen und die Runde für hoffnungslos romantisch und rückwärtsgewandt halten. Nein, Sie sollten vorbereitet sein. Denn wahrscheinlich wird es sich bei diesen Fachgesprächen nicht um Romy Schneider und die Schicksalsjahre einer Kaiserin handeln, sondern um die brasilianische Fußballlegende Sisleide do Amor Lima, genannt Sissi.

Sie können dann ruhig sagen, dass Sissi der weibliche Pelé ist, müssen danach aber auf jeden Fall von Marta schwärmen, denn Marta ist der aktuelle Seleção-Superstar, gilt derzeit als weltbeste Fußballerin und wird im Sommer 2011 eine der Topspielerinnen der WM in Deutschland sein. Zwar sind brasilianische Fußballtrikots eigentlich total out, aber ein brasilianisches Fußballtrikot mit der "10" und dem Namen "Sissi" oder "Marta" hinten drauf könnte bei Männern und Frauen der letzte Schrei werden.

Bestellen Sie also ganz einfach im Onlineshop, z. B. bei fandandmore.de für 39,95 Euro ein brasilianisches Fußballtrikot und lassen es mit "Marta" und der "10" beflocken. Zu kaufen gibt es original Marta-Trikots noch nicht. Dieses Geschenk ist also beinahe handgemacht.

Doris Akrap

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Nachverkäufe in der Villa Grisebach

Die Herbstauktionen beim Berliner Auktionshaus Villa Grisebach sind schon vorbei. Aber es gibt noch sogenannte Nachverkäufe, bei denen man unter www.villa-grisebach.de bequem im Internet Gebote abgeben kann. Großartige Weihnachtsgeschenke für den gehobenen Bedarf wären so zu erwerben. Beim Nachverkauf zur Auktion 177 "Klassische und zeitgenössische Photographie" wird etwa ein Cibachrome-Abzug, 39,5 x 26 cm, eines Standfotos aus dem Filmklassiker "Misfits" angeboten: eine schöne Rückenansicht der nackten Marilyn Monroe, wie sie gerade von ihrem Filmpartner Clark Gable wach geküsst wird.

Außerdem gibt es einen Silbergelatineabzug, 27,4 x 21,5 cm, der klassischen Porträtaufnahme von Virginia Woolf aus dem Jahr 1939. Und der berühmte Fotograf F. C. Gundlach lässt den Kontaktbogen einer Sitzung mit Romy Schneider aus dem Jahr 1961 versteigern; darauf befinden sich 36 Aufnahmen der Schauspielerin. Das macht Freude. Auch als Geldanlagen sind diese Möglichkeit nicht zu unterschätzen. Preislich liegen sie im Bereich eines Kleinfamilienausflugs nach Mallorca bzw. bei einem etwas älteren Gebrauchtwagen der Marke VW Golf. Bei "Misfits" und "Woolf" scheint man mit 1.000 bis 1.500 Euro gut dabei zu sein, für den Romy-Bogen werden 6.000 bis 7.000 Euro erwartet. Als kleineres Geschenk wäre auch erst einmal ein Abonnement der Kataloge für die Ende Mai beginnenden Auktionen des Jahres 2011 möglich, ab 110 Euro.

Dirk Knipphals

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Märchen aus volkseigener Produktion

Vor so viel Atmosphäre sollten Disney-Großproduktionen ihren Hut ziehen: Der Wind pfeift um die Straßenecken, Kohle für Kohle ist nicht da, Annas Oma stirbt, und ein paar Kinder jagen das Mädchen auch noch aus der Einzimmerbude. Anna begegnet einem klapprigen Lumpensammler namens Hans Geiz, er nimmt sie mit in sein unterirdisches Reich, und weil sie doch immer den "Goldenen Taler" wollte, muss sie drei Jahre lang Geizens umfangreiche Münzsammlung wienern, bis das gleichnamige Märchen endlich gut ausgeht, mit Liebe, aber ohne Geld, schließlich stammt die Vorlage von Hans Fallada.

Die Defa zauberte daraus 1984 einen umwerfenden Kinderfilm, den man sich mit oder ohne Kinder endlich auf DVD angucken kann: Das DDR-TV-Archiv hat neben "Die Geschichte vom Goldenen Taler" auch noch "Die Regentrude" (nach Theodor Storm) herausgebracht, außerdem "Jorinde und Joringel" und die 1977 entstandene, psychedelische Grimm-Verfilmung "Die zertanzten Schuhe", in der es der dämliche König nicht hinkriegt, seine Töchter nachts am heimlichen Ausgehen zu hindern, aber einen jungen Mann nach dem anderen zum Spionieren ins schreiend bunte Prinzessinnen-Boudoir schickt. Alle werden regelmäßig von den Hedonistinnen eingeschläfert. Nur dem letzten gelingt es mithilfe eines Unsichtbar-Capes den mit Beehives ausstaffierten Partymäusen nachzusteigen. Etwa 13 Euro kosten die DVDs im Handel oder über www.ddr-tv.de.

Jenni Zylka

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Universelles Geschenk, das jeden freut

Sicher nicht der beste Spätkauftipp, aber bestimmt der beste Tipp für ein Universalgeschenk. Denn wie das Jahr 2011 kalendarisch ausschaut, muss eigentlich jeden interessieren. Deshalb will uns auch jeder, vom Apotheker über den Metzger bis zur PR-Agentur, einen Kalender andrehen. Aber alle sind sie Schrott.

Dagegen ist der hier empfohlene, im Weidle Verlag in Bonn erschienene Almanach sensationell. Denn eigentlich ist er ein Fotobuch, mit historischen Aufnahmen aus dem Ruhrgebiet, die der Seemann, Romancier, Reporter und Fotograf Heinrich Hauser 1928 aufgenommen hat. Jede Woche liefert der Kalender eine neue Aufnahme, über die man sich ohne weiteres eine Woche lang freuen kann.

Bei Hauser verstellen die Zechentürme, die in den Fotografien von Bernd und Hilla Becher vereinzelte Relikte einer untergehenden Zeit sind, noch den Horizont. Noch sind mindestens ebenso viele Pferdefuhrwerke wie Autos auf den oftmals noch gar nicht asphaltierten Straßen unterwegs. Und dann steht ein modernistisches, Bauhaus-inspiriertes Fabrikgebäude mitten auf der grünen Wiese und schaut aus, als ob es heute aufgenommen wäre.

"Das Revier kündigt sich an mit Staub, Aschenregen und großen Feuern, wie ein aktiver Vulkan", schreibt Hauser zu seinen Aufnahmen, für die er sechstausend Kilometer durch das schwarze Revier gefahren ist. Es geht ihm um die Anzeichen dafür, "wie und wo das Revier beginnt". Um dessen Porträt insgesamt ist es ihm zu tun, weshalb er genaue Ortsangaben zu seinen Aufnahmen für überflüssig erachtete. Heute allerdings wäre es hochinteressant, zu wissen, wo die einzelnen Bilder entstanden sind. Wer also einzelne Motive identifizieren kann, schreibe bitte an den Weidle Verlag, Beethovenplatz 4, 52115 Bonn oder per E-Mail an: verleger@weidleverlag.de

Brigitte Werneburg

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