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No CommentDie Neue Objektivität

■ Autonome Klassenanalyse zwischen Herrschaft und Unterwerfung

Nach dem Scheitern der autonomen Subjektivität ist eine neue Objektivität angesagt, war in Bremen deutlich zu merken. Auch außerhalb Berlins gehen die Bauchzeiten unweigerlich zu Ende. Die ins Haus stehende IWF–Tagung hat diesen Prozeß noch beschleunigt: Der weltweite Kampf der „Klasse“, die sich - unter welchen Parolen auch immer - gegen das transnationale Kapital wehrt, ist in den Mittelpunkt autonomer Aufmerksamkeit geraten. Die Frage nach dem eigenen Verhältnis zu ihr, der immer wieder eingeforderte notwendige „Bezug“ zum Handeln der Klasse, ist so schwer zu beantworten, weil diesem Bezug notwendig ein Herrschaftsverhältnis zugrunde liegt. Die Betrachtung der Klasse in ihrer objektiven Bestimmung geschieht trotz aller gegenteiligen Beteuerungen von oben, ist seziererisch, und die Klassenanalyse ist ihr Instrument. Zugleich fordert die Analyse aber auch Unterwerfung: Die Klasse bestimmt den Zeitpunkt der Weltrevolution, und vorher geht es notwendig nicht. Die Aufgabe der Autonomen ist es dabei, die Lage zu analysieren und Situationen zuzuspitzen - sich in den Dienst der Klasse zu stellen. Der Doppelcharakter dieser Klassenanalyse - Herrschaft einerseits, Unterwerfung andererseits - läßt für den in welcher Form auch immer geforderten solidarischen Bezug notwendig keinen Platz. Der vermeintlichen Macht der Theorie entspricht die reelle Ohnmacht der Praxis. Unter solchen Voraussetzungen können IWF und Weltbank prima leben. Dietmar Bartz

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