: Nischenschau „Reisepavillon“
Der „Reisepavillon“ hat sich als größte Messe zum umwelt- und sozialverantwortlichen Reisen etabliert. Zum sechsten Mal fand er letztes Wochenende in Hannover statt. Über hundert AusstellerInnen aus der Reiseszene präsentierten ihre Angebote: von Reisen über Bücher, Beratungen, Recherchen im Internet bis zur Aufklärung über Tourismusfolgen.
Die Organisatoren der Messe wollten einen Marktplatz des anderen Reisens schaffen. Das ist ihnen mit dem Rahmenprogramm und den Aktionskünstlern auch gelungen. Was sanftes Reisen sein kann oder sein soll, darüber gehen die Auffassungen allerdings weit auseinander. Vielfalt war Trumpf. Mit schillernden Attributen wie naturnahes Reisen, Wellenreisen, gesund und sicher Reisen, aktives Reisen oder Erlebnisreisen wurde versucht, eine Nähe zur Sozial- und Umweltverantwortlichkeit herzustellen. Doch damit hatten die Angebote mitunter wenig zu tun. Der einzige gemeinsame Nenner schien die Größe der Veranstalter zu sein. Ein Spagat zwischen Anspruch und tatsächlichem Angebot an sozial- und umweltverantwortlichen Reisen.
Außer dem Trend zu immer neuen Wortkreationen für den wahren, moralisch und ökologisch vertretbaren Tourismus wurde auf den Info-Veranstaltungen im Rahmenprogramm wiederholt betont, daß es nicht angehe, umweltverträgliches Reiseverhalten und -angebot mit dem erhobenen Zeigefinger einzufordern, wobei manchem der Zeigefinger entfleuchte, um dieser Feststellung Nachdruck zu verleihen.
Erstaunlich viele Tourismusziele aus den neuen Bundesländern präsentierten sich auf der Messe im umweltverträglichen Gewand. Auftrieb haben auch die sogenannten Begegnungsreisen in die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas erhalten. Unterschiedlich nur die Begründungen der Organisatioen: Während die einen ihre Reiseangebote als Entwicklungshilfe verstehen, wollen die anderen Entwicklungshilfe für ihre Reiseprogramme.
Im Gegensatz zu den Ausstellern überwogen die vom sanften Tourismus bereits überzeugten BesucherInnen ohne ausgeprägtes Sammelfieber nach neuen Katalogen. Damit ist der Reisepavillon eine Nischenschau geblieben. Mechtild Maurer
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